Beschreibung
Seine Vorträge begann der in Wien 1897 geborene Oswald Jonas gern mit der Feststellung: Ich war noch ein Zeitgenosse von Johannes Brahms – allerdings nur für einige Monate. Die Bemerkung ist bezeichnend sowohl für seinen Humor als auch für sein mehr als wissenschaftliches, ja innigliches Verhältnis zum Werk Johannes Brahms`. So überrascht es kaum, dass Jonas nicht widerstehen konnte, Handschriften von Brahms für seine Privatbibliothek zu erwerben. Die Exemplare, die nun Teil des Brahms-Instituts geworden sind, gehörten zu seinen liebsten Schätzen.Obwohl sich Jonas schon sehr früh zur Musik berufen fühlte, schloss er 1921 zunächst sein Jura-Studium ab. Durch die Verbindung zu dem Musiktheoretiker Heinrich Schenker wurde ihm die Musik schließlich zum Lebensinhalt. In Berlin veröffentlichte er 1934 das Buch Das Wesen des musikalischen Kunstwerks, dies eine Einführung in die Lehre Heinrich Schenkers. Zurückgekehrt nach Wien gründete Jonas 1935 das Schenker-Institut am Neuen Wiener Konservatorium und wurde Mitherausgeber des Musikjournals Der Dreiklang. Die Emigration in die USA führte ihn dort wie später auch wieder in Europa zu einer intensiven musikwissenschaftlichen Lehr- und Forschungstätigkeit.Aus dem Nachlass des 1979 verstorbenen Oswald Jonas konnten Autographen und Stichvorlagen sowie drei Postschriften erworben werden, die nun mitunter erstmalig der Musikwissenschaft als einzigartige Quellen zur Verfügung stehen.Zu den musikalischen Blättern gehören das 1869 niedergeschriebene Autograph und die Stichvorlage der Liebeslieder. Walzer für das Pianoforte zu vier Händen (und Gesang ad libitum) in der Fassung für Klavier und ohne Gesang (op. 52a), Autograph und Stichvorlage der Neuen Liebeslieder (op. 65), eine von Brahms mit Eintragungen und Notenkorrekturen versehene Ausgabe der ihn immer wieder inspirierenden Deutschen Volkslieder (1854) mit der zugehörigen, handschriftlich korrigierten Stichvorlage nebst Korrekturexemplar aus dem Jahre 1894 sowie 1894/95 entstandene Autograph und Stichvorlagen der zwei Sonaten für Klarinette und Klavier (op. 120 Nr. 1 und 2).Die jüngsten Erwerbungen für das Lübecker Brahms-Institut wurden einmal mehr ermöglicht durch das Zusammenwirken privater und öffentlicher Förderer, so durch die Kulturstiftung der Länder, das Bundesministeriums des Innern, die Kulturstiftung des Landes Schleswig-Holstein, die Possehl-Stiftung Lübeck und den Verein zur Förderung des Brahms-Instituts e. V.