Prinzliche Pastelle

Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky, Porträt der Henriette Catharina Agnese von Anhalt-Dessau, um 1763
Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky, Porträt der Henriette Catharina Agnese von Anhalt-Dessau, um 1763

Die Kulturstiftung DessauWörlitz kann zwei wertvolle Porträts von Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky – die Bildnisse Leopold Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740–1817), um 1758 und Henriette Catharina Agnese geb. Prinzessin von Anhalt (1744–1799), um 1763 – aus dem Eigentum des Hauses Anhalt für ihre Sammlung im Schloss Mosigkau, die bereits 13 Werke des Künstlers beinhaltet, erwerben. Die Kulturstiftung der Länder unterstützte neben dem Land Sachsen-Anhalt und Lotto Sachsen-Anhalt den Ankauf. Bereits im März 2009 gelang der Ankauf von acht Gemälden und einer Plastik aus dem Eigentum des Hauses Anhalt für die Anhaltische Gemäldegalerie in Dessau mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder. Nach Verhandlungen mit der Erbengemeinschaft konnte damals nach der Restitution der ursprünglich herzoglichen Kunstwerke an das Haus Anhalt eine gütliche Einigung über den Erwerb für die Dessauer Gemäldegalerie erreicht werden. Jetzt gelangen zwei weitere Gemälde dieser Restitution zurück in öffentliches Eigentum. Die Kulturstiftung DessauWörlitz kann ihre Sammlung damit um zwei der wenigen Bildnisse des Künstlers in Pastelltechnik bereichern und wird mit diesen eindrucksvollen Zeugnissen der dynastischen wie auch der Kulturgeschichte des Landes Sachsen-Anhalt ab Ende August 2010 dem Künstler Lisiewsky zusätzlich eine Sonderaustellung widmen.

Christoph Friedrich Reinhold Lisiewsky (1725–1794) zählt zu den bedeutendsten Porträtmalern des 18. Jahrhunderts in Deutschland. Von 1752 bis 1772 war der Künstler als Hofmaler in Dessau tätig. In seinen Porträts löste er sich von den barocken Stereotypen der Inszenierung und Idealisierung. Mit seiner realistischen, teils naturalistischen Malweise praktizierte Lisiewsky frühzeitig den Übergang zum Klassizismus. Seine sorgfältige und aufwendige Arbeitsweise, die brillant ausgearbeitete Stofflichkeit und die genaue Wiedergabe der charakteristischen Physiognomie und der Körperhaltung führen zu einer nahezu greifbaren körperlichen wie geistigen Präsenz des Dargestellten. Schloss Mosigkau – acht Kilometer südwestlich von Dessau gelegen – wurde in den Jahren 1752 bis 1757 im Auftrag der Prinzessin Anna Wilhelmine von Anhalt-Dessau als Sommersitz erbaut. Das heute liebevoll als das „kleine Sanssouci“ bezeichnete Haus zählt zu den letzten weitgehend erhaltenen Rokokoensembles Mitteldeutschlands. Die Sammlung beherbergt u. a. Meisterwerke von Peter Paul Rubens und Anton van Dyck.