Kulturelle Bildung gewinnt

Die Preisträger

Der mit 2.000 EUR dotierte Sonderpreis für das beste Flächenprojekt, der unter allen eingegangenen Projektideen ausgelobt wurde, geht an die Kooperationsidee „Nebelhafte Geschichten“ aus Mestlin. Unter diesem Titel erarbeiten die Grundschule „An der Nebel“ in Güstrow und das „allerhand“ Theater in Dömnitz ein Schattentheater. Das Flüsschen Nebel, an dem die Schule liegt, wird auf spielerisch kreative Weise zum Ausgangspunkt des Stücks: Die Schüler widmen sich den Möglichkeiten von bildnerischen und darstellerischen Mitteln, erkunden technische Bedingungen wie Lichtquellen und Lichtfarben, die Projektionsfläche und optische Elemente. Das Preisgeld unterstützt die Anfahrten der beiden durch weite Wege getrennten Projektpartner.

„Auf den sechs Marktplätzen im Land wurde nicht mit Geld gehandelt, dort wurde eine andere Art des Tauschgeschäfts abgeschlossen“, sagte Bildungs- und Kulturminister Mathias Brodkorb, der die Schirmherrschaft übernommen hat. „Schulen und Kulturscha­ffende haben sich getroffen und gemeinsam Projekte verabredet. Ich gratuliere den Gewinnerinnen und Gewinnern zu ihren Ehrungen. Ich bin mir sicher, dass die Schülerinnen und Schüler bei der Arbeit an den Projekten viele neue und spannende Erfahrungen machen“, so Brodkorb.

In Anklam geht der mit 1.000 EUR dotierte Förderpreis an das Projekt „Theatermittel“, das in einer Kooperation der europäischer Gesamtschule Insel Usedom – Ahlbeck und dem Theater Profundus in Greifswald entstehen soll. Ziel ist es, den Grundstein für eine langfristige Theaterarbeit an der Schule zu legen. Um zukünftig selbstständig Theaterprojekte zu organisieren, lernen die Schülerinnen und Schüler von den Profis aus dem Theater wie man ein Stück von der Idee bis zur Aufführung erarbeitet.

Der Marktplatz in Mestlin brachte das Gewinnerprojekt „LandArt – Gestaltung des Außenbereichs der Schule“ hervor: Das Eldenburg-Gymnasium Lübz und der Korbmachermeister Ralf Eggert schließen sich zusammen, um mit Weidenruten und Pflanzen den tristen Schulhof in eine grüne Oase zu verwandeln. Die Verantwortung für die neue Ruhezone übernimmt die jeweilige Mittelstufe: Generation um Generation soll so den neuen, grünen Schulhof pflegen und erhalten.

Das Projekt „Theater in der Landschule“ erhält in Rostock den Förderpreis: Das Friderico-Francisceum Gymnasium, Bad Doberan und das Landschulmuseum Göldenitz erarbeiten zum 40-jährigen Jubiläum des Landschulmuseums ein Theaterstück, das die Geschichte der historischen Landschule lebendig machen und in den Schulen der Umgebung aufgeführt werden soll. Sozial- und Museumspädagogen des Landschulmuseums betreuen die 9. bis 11. Klassen bei der Entwicklungs-, Präsentations- und Nachbereitungsphase des Stücks. Durch eine kontinuierliche Zusammenarbeit soll das entwickelte Theaterstück dauerhaft im Landschulmuseum angeboten werden.

In Schwerin gewinnt das Projekt „Ich möchte dir helfen, mich zu verstehen“. Die Weinbergschule Schwerin mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und die Künstlerin Daniela Melzig erarbeiten ein inklusiv angelegtes Medienprojekt, das kommunikative Fähigkeiten stärken soll, beispielsweise durch das Erlernen und Anwenden von Gebärdensprache und standardisierten Piktogrammen. Die sieben Schülerinnen und Schüler der 3. Klasse wählen Gebärden aus ihrem Alltag sowie gängige Umgangsformen aus, die sie zum Inhalt des geplanten Films machen. Dieser wird gemeinsam von den geistig und körperlich behinderten Kindern und der Künstlerin gedreht, geschnitten und mit Musik hinterlegt. Schließlich wollen die Macher den fertigen Film öffentlichkeitswirksam ausstrahlen.

Auf dem Markplatz in Stralsund entwickelten die Integrierte Gesamtschule Grünthal, Stralsund und die Keramikerin Hendrike Weber die Idee für das Gewinnerprojekt „Stadtbaukasten Weltkulturerbe Stadt Stralsund“: In einem kreativen und spielerischen Arbeits- und Lernprozess sollen die Schülerinnen und Schüler der 6. bis 8. Klassen an die Geschichte und Entwicklung der Nordischen Backsteingotik, die Vielfalt der gotischen Bauelemente sowie an die Backsteinherstellung herangeführt werden. Vom Ausgraben des Tons über das Brennen kleiner Formsteine hin zum Modell der Stralsunder Innenstadt wird Architekturgeschichte erlebbar gemacht. Das fertige Modell soll schließlich weiteren Schülergenerationen zur Anschauung dienen.

Waren bringt gleich zwei Gewinnerprojekte hervor, die jeweils 500 EUR erhalten: Mit der Kooperation „Abenteuer in der Arche“ zwischen der Arche Schule – Evangelische Schule Waren (Müritz) und der Schreibpädagogin Viola Kühn begeben sich zehn schreibinteressierte Kinder auf eine phantastische Forschungsreise: In Tierrollen schlüpfend sollen die Kinder die Perspektive wechseln und sich so eingehend mit menschlichen und tierischen Verhaltensweisen beschäftigen. Die Forschungsergebnisse werden mit Hilfe der Schreibpädagogin in einem Buch festgehalten und zum 15-jährigen Schulgeburtstag präsentiert.

Das Projekt „Schüler bauen eine Orgel und spielen sie“ aus Waren erhält ebenfalls 500 EUR: Die Fleesenseeschule Malchow, das Mecklenburgisches Orgelmuseum und die Kreismusikschule Müritz, Außenstelle Malchow kooperieren mit dem Ziel, Konzerte von Schülerinnen und Schüler auf selbstgebauten Orgeln zu ermöglichen. Vom Orgelaufbau über die Probenphase bis hin zum abschließenden Orgelkonzert werden die Schüler von Profis des Orgelmuseums und der Musikschule betreut. Ein Dokumentationsteam begleitete den Prozess, die entstandenen Fotos und Videos sollen anschließend Teil der ständigen Ausstellung im Orgelmuseum werden.

Der Marktplatz

Im November trafen sich 180 Akteure aus Kulturinstitutionen und Schulen zeitgleich an sechs Orten in Mecklenburg-Vorpommern, um beim „Marktplatz Kultur und Schule in MV“ teilzunehmen: Mit dem Ziel, kulturelle Angebote für Kinder und Jugendliche zu schaffen, versammelten sich die Teilnehmer – ganz so, wie auf einem Marktplatz – an einem zentralen Veranstaltungsort ihres Landkreises oder in ihrer Kommune, um im regen Austausch miteinander Kooperationspartner für Projektvorhaben zu finden. Marktplatzorte waren Anklam, Mestlin, Rostock, Schwerin, Stralsund und Waren. Die Teilnehmer unterzeichneten insgesamt 87 Absichtserklärungen für die Umsetzung von gemeinsam erarbeiteten Projektideen.
Nach dem Marktplatz bewarben sich 56 Kooperationsprojekte zwischen Kulturinstitutionen, Künstlern und Schulen mit einer ausführlichen Projektbeschreibung um die sechs Förderpreise in Höhe von 1.000 EUR und um den Sonderpreis in Höhe von 2.000 EUR für das beste Flächenprojekt, das aufgrund weiter Wege in einem Flächenland wie Mecklenburg-Vorpommern sonst nicht realisierbar wäre.
Der „Marktplatz Kultur und Schule“ ist ein Format der Bildungsinitiative Kinder zum Olymp! der Kulturstiftung der Länder und wurde nun, nach Vorbild des Pilotprojekts in Sachsen-Anhalt, gemeinsam mit der Fachstelle Kulturelle Bildung MV im November 2015 erstmalig in Mecklenburg-Vorpommern umgesetzt. Förderer des Marktplatzes sind das Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur MV sowie die Staatsministerin für Kultur und Medien Monika Grütters.

Die Preisvergabe

Aus der Vielzahl der eingereichten Projektideen hat eine Fachjury die überzeugendsten Kooperationen ausgewählt. Die insgesamt acht Preisträger werden bei der Preisverleihung im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern am 22. Januar 2016 ausgezeichnet. Katerina Schumacher, Referatsleiterin für Kulturelle Grundsatzangelegenheiten in der Kulturabteilung des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur überreicht den Gewinnern der Förderpreise ihre Ehrungen; Dr. Sebastian Saad, der Leiter des Referats Kulturelle Bildung bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, zeichnet das Gewinnerprojekt des Sonderpreises aus, Glückwünsche überbringt zudem Prof. Dr. Frank Druffner, der stellvertretende Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.