Prämiert: Das Gymnasium Paulinum in Münster
Struktur hemmt Kreativität? Im Gymnasium Paulinum in Münster weiß man es besser: Auf breiter Front hat die Schule ihr kulturelles Angebot neu organisiert und so ein stabiles Fundament für den künstlerisch-musischen Schwerpunkt gebaut. Die Lehrerschaft definierte Zuständigkeiten, die Schulleitung richtete eine Koordinierungsstelle für die kulturelle Bildung und weitere speziell geförderte Stellen für die Teilbereiche Kunst, Chöre und darstellendes Spiel ein. Externe Mitarbeiter wurden für die Leitung verschiedener AGs eingebunden und stetige Kooperationen mit lokalen Kultureinrichtungen stärkten auch nach außen das Kulturprofil der Schule. Einzelne Maßnahmen, die in der Summe große Wirkung entfalten: Zuvor eher isoliert und vernachlässigt, floriert das kulturelle Angebot jetzt wieder. Das stolze Portfolio des Paulinums umfasst u. a. drei Chöre, zwei Blasorchester, ein Streicherensemble, eine Theater- und eine Kunst-AG, die Weihnachtskonzerte mit mehr als 300 Mitwirkenden, prämierte Theatergroßprojekte und regelmäßig wechselnde Ausstellungen möglich machen. Die Neuorganisation der Kultur ergänzt sich mit dem weiteren Schwerpunkt des Gymnasiums: Als Internationale Schule stellt das Paulinum bereits durch Austausche, internationale Praktika, Fremdsprachen- und interkulturelle Kompetenzen Grenzüberschreitungen in den Mittelpunkt des Lernalltags. Über den Tellerrand hinaus zu blicken, lernen die Schülerinnen und Schüler aber auch in ihrer kulturellen Bildung: Ausgehend vom Schicksal eines Mitschülers, der vor dem Krieg in Syrien geflüchtet war, beschäftigten sie sich beispielsweise während einer Theaterkooperation unter Leitung einer niederländischen Regisseurin und der freien Theatergruppe „Fetter Fisch“ mit dem Thema Umzug in all seinen Facetten, empfanden nach, was es bedeutet, die Heimat zu verlassen. Ganz im Sinne der Grenzüberschreitung unterstützten auch „fachfremde“ Lehrkräfte das Projekt, die sich so in den ihnen nicht vertrauten Gefilden der Vermittlung ausprobieren konnten. Der fruchtbare Austausch zwischen den Fächern prägt beispielsweise auch ein Land-Art-Projekt im Schulgarten: Beim Erarbeiten einer künstlerischen Intervention verbinden die Schülerinnen und Schüler ihre Kenntnisse aus den Fächern Erdkunde, Biologie und Sozialkunde mit den Ansätzen aus dem Kunstunterricht.
Aktive Einbindung in den Lernalltag und die Honorierung von Engagements: Das Gymnasium Paulinum, die älteste Schule Deutschlands, hat die kulturelle Bildung durch die strukturelle Stärkung aus dem Schattendasein befreit und damit echten Vorbildcharakter bewiesen.
DER OLYMP – Zukunftspreis für Kulturbildung 2017, verliehen von der Kulturstiftung der Länder und der Deutsche Bank Stiftung, geht in der Kategorie „Kulturelles Schulprofil“ an das Gymnasium Paulinum, Münster:
„Das Gymnasium Paulinum ermöglicht den Kindern und Jugendlichen bereits seit vielen Jahren, sich mit den Möglichkeiten der Künste auf unterschiedlichste Weise auszudrücken“, lobt die Wettbewerbs-Jury den OLYMP-Gewinner. „Im Zuge einer systemischen Neuorientierung in den zurückliegenden Jahren ist es nun gelungen, die kulturelle Bildung auch in der Struktur der Schule fest zu verankern.“