Prägend für Leipzig
Ob zu Ehren von Eugen Lacroix, dem Frankfurter Koch und weltweit größten Hersteller von Schildkrötensuppe, von Paul Hollender, dem Leiter des Leipziger Pelzunternehmens „Rauchwarenhandelung Theodor Thorer“ oder aus Anlass des „Festes am Hofe der Ferrara“, dem ersten der großen Feste der Leipziger Akademie für Grafik und Buchkunst: Bruno Eyermann schuf Medaillen, die von den Persönlichkeiten und Geschehnissen seiner Zeit erzählen. Von der Ferrara-Medaille, 1912 noch als Student gestaltet, bis zur Geburtstags-Prägung für den 70-jährigen Großunternehmer Lacroix 1956 – in der Zusammenschau zeichnen die kleinen Formate größere kulturhistorische Zusammenhänge nach. 218 von Eyermanns Werken ergänzen nun die Lehr- und Schausammlung der Universitätsbibliothek Leipzig, deren Münzsammlung eine der führenden der Bundesrepublik ist. Die Medaillensammlung der UB Leipzig – rund zehn Prozent des gesamten Bestands – konzentriert sich dabei insbesondere auf die Lokalgeschichte.
„Als Kulturförderwerk der 16 Länder Deutschlands erfüllt sich unser Auftrag auf die schönste Weise, wenn wir regional verankerte Kulturgüter von nationaler Bedeutung für die Öffentlichkeit sichern können“, betont Prof. Dr. Frank Druffner, stellvertretender Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder. „Die von Klaus Thieme kenntnisreich zusammengestellte Sammlung ist eine Ausprägung der Formgeschichte vom späten Kaiserreich über die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus bis hin zu den beiden deutschen Nachkriegsstaaten.“
Über Jahrzehnte sammelte der Leipziger Numismatiker Klaus Thieme die Werke des wichtigsten Kunstmedailleurs seiner Stadt. Wie kaum ein anderer war Bruno Eyermann (1888–1961) in der Lage gewesen, direkt und ohne plastische Vorlage die Prägestempel in den Stahl zu schneiden, seine Werke bestechen durch zeichnerische Sicherheit und enorme Realitätstreue. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Reliefkunst seiner Zeit wird Eyermanns Schaffen bis heute thematisiert.
Von der Erbin des 2013 verstorbenen Klaus Thieme erwarb die Universitätsbibliothek Leipzig nun die umfangreiche Medaillen-Sammlung, die rund achtzig Prozent von Eyermanns gesamtem Œuvre enthält. Thieme selbst war dem Haus seit den 1970er-Jahren als ehrenamtlicher Mitarbeiter verbunden gewesen und wirkte an der Neuerschließung der Münzsammlung entscheidend mit. Nicht nur davon werden Forschung und die interessierte Öffentlichkeit in Zukunft profitieren, sondern auch von der einmaligen Medaillen-Sammlung, die ab Oktober in einer Jubiläumsausstellung der Münzsammlung zu sehen sein wird.
Förderer und Sponsoren dieser Erwerbung: Kulturstiftung der Länder, Ostdeutsche Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Leipzig, Fritz Rudolf Künker GmbH & Co. KG, Verband der deutschen Münzenhändler e.V.