Nolde und die Brücke

Keine zwei Jahre dauert die Zusammenarbeit an, aber zwischen Februar 1906 und November 1907 –  als die noch jungen „Brücke“-Künstler den gestandenen Maler Emil Nolde (1867–1956) in ihren Kreisen begrüßen – findet ein nachhaltige künstlerischer Austausch statt: Fritz Bleyl (1880–1966), Erich Heckel (1883–1970), Ernst Ludwig Kirchner (1880–1938) und Karl Schmidt-Rottluff (1884–1976), die Begründer der Künstlergruppe „Brücke“, sind fasziniert von den farbintensiven Arbeiten des älteren Nolde. Die Anfang 20-Jährigen lassen sich von den „Farbstürmen“ des berühmten Expressionisten inspirieren, doch auch Nolde fühlt sich angeregt – insbesonder durch den Holzschnitt, einer Domäne der „Brücke“-Künstler. Die Fusion dieser wichtigen künstlerischen Positionen des 20. Jahrhunderts leitet den Beginn der Modernen Kunst in Deutschland ein. Auch nachdem sich Nolde, der „die Flügel ja so gern frei haben will“, von der „Brücke“ trennt, hält das künstlerische Echo der Zusammenarbeit für alle Beteiligten an.

 

Erstmals zeigen das Museum der bildenden Künste Leipzig und die Kunsthalle zu Kiel in einer gemeinsam konzipierten Ausstellung dieses aufregende Kapitel deutscher Kunstgeschichte. Rund 180 Werke der Malerei, der Zeichnung und der Druckgraphik künden von expressiv aufgeladenen Landschaften, von Porträts, die Seelenbildern gleichen, und von Orten und Räumen, die von vibrierenden Farbströmen durchzogen sind – und zeugen von den stilistischen Anregungen der beteiligten Künstler. Geförderte wird die Schau mit den äußerst selten verliehenen Frühwerken unter anderem von der Kulturstiftung der Länder.