Neue Töne im Museum
Im März 1939 fand im Krefelder Kaiser Wilhelm Museum ein Kammerkonzert des Kollegium Musicum Krefeld statt. Der Anlass für diese Veranstaltung war die spektakuläre Neuerwerbung einer 1755 entstandenen spätbarocken Hausorgel, ein Werk des namhaften Elberfelder Orgelbauers Jacob Engelbert Teschemacher. Als Solist war der Organist Ernst Kaller, Professor für Kirchenmusik an der Folkwang Hochschule Essen, eigens eingeladen worden. Werke von Bach, Corelli und Händel kamen zur Aufführung. Die Orgel wurde „in ihren verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten als Solo – und Begleitinstrument“ vorgeführt. Mit dem Ankauf dieses kostbaren Instruments von der Nürnberger Cembalobaufirma Neupert erfuhr die Sammlung Angewandter Kunst des Kaiser Wilhelm Museums einen bedeutenden Zuwachs. Schließlich war das Haus 1896 als Museum für Kunst und Kunstgewerbe gegründet worden. In der älteren Literatur zum Werk Teschemachers findet sich eine vermutete Zuschreibung als „Hausorgel von der Leyen“, ein Krefeld-Bezug, der heute zweifelhaft erscheint und nicht konkret nachgewiesen werden kann. Belegbar ist lediglich ein vierzehntägiger Aufenthalt Teschemachers in Krefeld zum Aufbau der neuen Orgel der Mennonitenkirche im Jahr 1767. In einem Brief gibt er „beÿ H[er] Henrich van der Leyen“ als Adresse an. Somit kann man nicht ausschließen, dass es infolge dieser Verbindung auch zur Anfertigung einer Hausorgel für die vornehme Krefelder Seidenindustriellenfamilie Von der Leyen kam.
Die Orgel selbst lässt sich hingegen zweifelsfrei dem Œuvre des Orgelbauers zuordnen. Die Gestaltung, technische Details sowie Signaturen auf den Pfeifen belegen dies eindeutig. Vergleichbare Orgeln befinden sich z. B. in Kansas (1750), Essen-Werden (1750) und in Wassenberg (um 1755). Es handelt sich um ein einmanualiges Werk mit fünf Registern (Gedakt 8´, Fleut traver 4´, Prinzipal 2´, Violine 2´, Oktava 1´) und geteilter Schleife, d. h. Bass- und Diskantlage sind separat registrierbar. Das Instrument ist spielbar.
Der jetzige Zustand der Orgel geht auf eine Renovierung von 1973 durch den Kevelaer Orgelbauer Romanus Seifert zurück. Das Klangbild entspricht jedoch nicht mehr dem Original. Eine eingehende Untersuchung und Zustandsdokumentation durch die Bonner Firma Klais Orgelbau im Jahr 2016 zeigt die aktuellen klanglichen Defizite des Instruments, aber auch das große Potenzial einer möglichen Restaurierung: Nachweisbare Veränderungen der technischen Substanz und der Intonation des Instruments sollen restauratorisch zurückgeführt werden, damit die ursprüngliche Raffinesse der Orgelbaukunst Teschemachers wieder erfahrbar werden kann.
Der Erwerb der Orgel stellt rückblickend ein sammlungsgeschichtliches Kuriosum dar. Bis heute ist sie das einzige Musikinstrument in der Krefelder Sammlung geblieben, deren Schwerpunkt auf der Kunst aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts liegt. Das Orgelwerk war seit Jahrzehnten in verschiedenen Depots des Museums eingelagert und wurde lange nicht mehr aktiv genutzt.
Liebe Arsprototo-Leserinnen und -Leser, bitte helfen Sie mit Ihrer Unterstützung dem Kaiser Wilhelm Museum bei der Restaurierung seiner wertvollen Kammerorgel, damit sich ein lang gehegter Wunsch des Hauses erfüllt und die Orgel im Rahmen von Konzerten solo oder auch in Kombination mit anderen Instrumenten wieder gespielt werden kann. Damit verbunden ist die Idee, neue Interessenten für das Museum zu gewinnen und hierfür wortwörtlich alle Register der facettenreichen Sammlung zu ziehen.
Wir bitten Sie, liebe Leserin und lieber Leser, um Unterstützung für die Kunstmuseen Krefeld. Spenden Sie für die Restaurierung der barocken Kammerorgel von Jacob Engelbert Teschemacher und überweisen Sie unter dem Stichwort „Teschemacher-Orgel“ auf das Konto des Museums. Hier finden Sie alle Informationen zu den Spendenmodalitäten.
Freunde der Kunstmuseen Krefeld e.V.
DE28 3205 0000 0001 5565 88
SPKRDE33
Verwendungszweck: Teschemacher-Orgel