Nachträglich getraut
Forsch blickt der Mann aus dem Bild heraus, seine feine Kleidung und der aufwendige Spitzenkragen kennzeichnen ihn als gute Partie. Die Dame hingegen lächelt zurückhaltend über ihren großen Mühlsteinkragen hinweg, ihre Hände ruhen vornehm im Schoß. Niemand Geringeres als der bedeutende niederländische Porträtmaler Franz Hals (1580/1585-1666) komponierte diese beiden – ursprünglich unterschiedlich großen – Brustbilder Mitte des 17. Jahrhunderts, deren Protagonisten bis heute unbekannt blieben.
Im 19. Jahrhundert bereicherten die beiden Bildnisse zunächst die Sammlung des Stettiner Brauereibesitzers Scheefer. Spätestens dort erfuhr das Damenporträt seine grundlegende Veränderung und wurde auf die Größe des Herrenbildnisses zurechtgesägt. Die Verkaufs-strategie eines Kunsthändlers oder der Sammlerwille Scheefers erklärte die beiden Dargestellten schließlich zu Ehemann und -frau. Nachdem die Porträts ab 1863 im Städtischen Museum Greifswald präsentiert wurden, lagerte man sie Ende des Zweiten Weltkrieges, im März 1945, gemeinsam nach Coburg aus. 1970 kam es zur überraschenden Trennung des nie getrauten Paares. Das Herrenbildnis gelangte in die Stiftung Pommern in Kiel, das Damenbildnis blieb in der Veste Coburg. Erst seit dem Jahr 2013 hängen die beiden Porträts wieder vereint im Pommerschen Landesmuseum Greifswald. Ist das Herrenporträt in vergleichsweise gutem Zustand, so setzte die Trennung vor allem dem Damenbildnis zu: Längsrisse der Leinwand erforderten eine Wachsdoublierung, ältere Ausbesserungen waren nicht unbedingt zum Vorteil des Bildes.
Dank der Förderung des Freundeskreises der Kulturstiftung der Länder ist eine Restaurierung beider Bilder nun möglich, deren Ziel es sein wird, die Substanz zu erhalten, bestehende Schäden zu minimieren und das so unterschiedlich gealterte Paar einander wieder anzugleichen.