Die Bürgerstiftung für verfolgte Künste erwirbt ein Konvolut aus rund 500 Gemälden, Zeichnungen, Manuskripten und Dokumenten des Malers Karl Schwesig. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 128.800 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Das Nachlasskonvolut von Karl Schwesig ist nicht nur von großer regional- und kunsthistorischer Bedeutung. Karl Schwesig hat gegen den Nationalsozialismus Widerstand geleistet und dafür einen hohen Preis bezahlt. Seine künstlerischen und seine schriftlichen Zeugnisse stärken im Zentrum für verfolgte Künste den Sammlungsbestand und werden hier künftig der Öffentlichkeit und der Forschung zur Verfügung stehen. So wird Karl Schwesig künftig den ihm gebührenden Platz in der Kunstgeschichte einnehmen, dessen Lebensweg Mahnung ist für die Freiheit der Kunst und den Einsatz für Demokratie und die Würde des Menschen.“
Das Konvolut, das die Bürgerstiftung für verfolgte Künste für das Zentrum für verfolgte Künste nun erwirbt, umfasst u. a. sieben Gemälde Karl Schwesigs, Holzstöcke und Radierplatten, den sog. Pyrenäenbericht, ein Bericht über die Internierungen Schwesigs in den Lagern Camp St. Cyprien, Gurs, Noé, Nexon, Fort Romainville (Paris) und den Transport nach Düsseldorf in das Gefängnis „Ulmer Höhe“, sowie die Zeichnungsfolge „Schlegelkeller“. Die Zeichnungen darin sollten öffentlich machen, mit welcher Brutalität das nationalsozialistische Regime gegen liberale und andersdenkende Menschen und gegen Minderheiten vorging. Von Beginn an als Publikation geplant, verfasste der ebenfalls im Exil lebende Heinrich Mann ein Vorwort. Vermittelt und umgesetzt durch die Galerie Remmert und Barth erschien im Jahre 1983 im Verlag Frölich und Kaufmann das Buch „Schlegelkeller“ von Karl Schwesig.
Der in Gelsenkirchen geborene Karl Schwesig (1898–1955) gehörte in den 1920er Jahren zum Kreis um die Düsseldorfer Kunsthändlerin Ey. 1921 trat er der Künstlervereinigung „Junges Rheinland“ bei, mit der er achtmal ausstellte. von 1928 bis 1932 folgten weitere Ausstellungen mit der Künstlergruppe „Rheinische Sezession“, deren Mitbegründer er war.
1933 wurde die Künstlervereinigung „Das junge Rheinland“ aufgelöst. Karl Schwesig, ab 1932 Mitglied der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD), wurde 1933 von der Sturmabteilung (SA) verhaftet, weil er Flugblätter verteilt hatte – ein Protest gegen die Lügen des Reichstagsbrandes. Im berüchtigten Gestapo-Folterverlies „Schlegelkeller“ wurde er drei Tage lang „verhört“ und gefoltert und später wegen vermeintlicher „Vorbereitung zum Hochverrat“ inhaftiert. Nach Freilassung und Flucht nach Belgien 1935 wurde er ausgebürgert. 1937 wurden 17 seiner Werke als „entartet“ aus Museumsbesitz entfernt und vernichtet. Nach der Invasion deutscher Truppen in Belgien im Jahr 1940 wurde er nach Frankreich abgeschoben und dort interniert. Es folgen mehrere Stationen in verschiedenen Lagern. Zurück in Deutschland wurde er erneut mehrfach verhaftet. Nach 1945 konnte Karl Schwesig nicht mehr an seine künstlerischen Erfolge anknüpfen.
Der schriftliche Nachlass von Karl Schwesig liegt im Deutschen Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek.