Die Geschichte Sachsen-Anhalts auf Münzen
„Das Kunstmuseum Moritzburg Halle verfügt mit dem Landesmünzkabinett über die zentrale Sammlung zur anhaltinischen Geldgeschichte. Diese Erwerbung ist aber nicht nur aus landeskundlichen und numismatischen Gründen bedeutsam. Sie umfasst ikonografisch wichtige und zum Teil seltene Beispiele der anhaltinischen Porträt- Regierungs- und Repräsentationsgeschichte. Wir freuen uns, die Münzen und Medaillen dauerhaft für Öffentlichkeit und Forschung zu sichern“, so Prof. Dr. Frank Druffner, stellvertretender Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.
Die Münzen und Medaillen aus der Sammlung von Heinz Thormann hat die Kulturstiftung Sachsen-Anhalt für das Kunstmuseum Moritzburg Halle (Saale) erworben. Sie dokumentieren die anhaltinische Geldgeschichte. Thormann trug in 60 Jahren systematisch mehr als 1.500 Objekte zusammen, darunter einige bedeutende Unikate. In den 1990er-Jahren stand das Kunstmuseum bereits in engem Kontakt mit Thormann und diskutierte einen Ankauf der Sammlung, doch der Sammler lehnte ab. 2016 verstarb er. Im März dieses Jahres gaben seine Erben die Objekte zur Versteigerung in einem Osnabrücker Auktionshaus.
Kernaufgabe des Münzkabinetts als Landesmünzkabinett ist es, Münzen und Medaillen der Region zu sammeln und zu präsentieren. Es erschließt die Münz-, Geld- und Medaillengeschichte im Mittelalter und in der Neuzeit. Aus der Sammlung Thormann erwarb das Museum für das Haus relevante und unverzichtbare Stücke. Sie stärken und erweitern die vorhandene Sammlung. Die unter anderem erworbenen romanischen Brakteaten (Münzen oder Medaillen, die aus einem dünnen Metallblech geprägt wurden) dokumentieren die Landesentwicklung im 12. und 13. Jahrhundert. Zudem erwarb das Museum neuzeitliche Silbermünzen und fürstliche Medaillen der Renaissance- beziehungsweise Barockzeit. Die knapp 200 Objekte sollen ab circa 2021 in einer neu gestalteten Dauerausstellung den Besuchern präsentiert werden.
Die Monetarisierung des heutigen Sachsen-Anhalt begann im 10. Jahrhundert. Bis ins frühe 11. Jahrhundert entstanden Münzstätten im Harz, die eine regionale Münzprägung mit eigenständigen Bildmotiven etablierten. Die Gestaltung der Münzen entwickelte sich im 12. Jahrhundert zu einer eigenständigen Kunstform, anhand derer sich die Symbole landesherrlicher Würde und Macht ablesen lassen. Die Münzen zeigen unter anderem Heiligendarstellungen und Tiersymbolik. Dank der Silbergewinnung im Harz beteiligten sich die anhaltinischen Fürsten an der deutschen Talerprägung. Die Münzen dienten auch als Kommunikations- und Repräsentationsmittel, zeigen technische Innovationen und künstlerische Kreativität. In den folgenden Jahrhunderten spiegeln die Münzen die anhaltinische Geschichte und Beteiligung der Höfe an der deutschen und internationalen Währungsentwicklung wider. Die ebenfalls erworbenen barocken Medaillen beeindrucken durch ihre Komplexität und optische Plastizität.
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Ernst von Siemens Kunststiftung, Saalesparkasse