Ein außergewöhnliches niederländisches Stillleben aus dem 17. Jahrhundert, das der Göttinger Naturforscher Johann Friedrich Blumenbach (1752–1840) einst für seine Sammlung erworben hat, kehrt nach einhundertjähriger Abwesenheit in die Universitätssammlung zurück. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 24.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Das ‚Stillleben mit Paradiesvogel, Muscheln, Uhr und Porträtmedaillon‘ ist vor allem in wissenschafts- und sammlungsgeschichtlicher Hinsicht für die Universität Göttingen von großer Bedeutung. Ich freue mich, dass es mithilfe der Förderung durch die Kulturstiftung der Länder in die Sammlung zurückkehrt, wo es künftig im interdisziplinären Universitätsmuseum ‚Forum Wissen‘ einer breiten Öffentlichkeit vermittelt werden kann und der Forschung – insbesondere zu seinem Vorbesitzer Blumenbach – zur Verfügung steht.“
Das Gemälde kann aufgrund einer Beschriftung auf der Rückseite vermutlich dem niederländischen Maler N. Steenwijk (1640–1698) aus Breda zugeschrieben werden. Es war 1793 von dem Naturforscher Johann Friedrich Blumenbach, der als Begründer der Zoologie und Anthropologie gilt, bei einer Hamburger Auktion ersteigert und als Lehrmittel verwendet worden, wie Aufzeichnungen seines Studenten Arthur Schopenhauer belegen. 1840 war es durch den Ankauf der Sammlung Blumenbach in die Kunstsammlung der Universität gelangt. 1923 waren 55 Gemälde aus der Sammlung versteigert worden, mit deren Erlös ein Kriegerdenkmal finanziert wurde. Ab diesem Zeitpunkt befand sich das Stillleben mit höchster Wahrscheinlichkeit im Privatbesitz ein und derselben Familie, bis es durch den letzten Erben ab 2016 wieder in den Kunsthandel gelangte.
Kunsthistorisch ungewöhnlich ist das 59,50 x 49,50 cm große Stillleben aufgrund seiner Darstellung eines präparierten Paradiesvogels, der in Kombination mit weiteren Naturobjekten und Artefakten angeordnet ist. Das Sujet des Bildes wie seine Verwendung in der Lehre zeugen von der engen Verflechtung von Kolonialismus und Naturforschung ab dem 18. Jahrhundert und erlauben wissenschaftshistorische Erkenntnisse über den didaktischen Einsatz von Kunst an der Universität.
Die Sammlungen der Georg-August-Universität Göttingen gehören zu den ältesten noch erhaltenen Lehrsammlungen. Ein Großteil des Bestands geht auf das dort 1773 gegründete „Academische Museum“, dessen Kustos Johann Friedrich Blumenbach war, sowie auf Blumenbachs Privatsammlung zurück.
Weitere Förderer: Ernst von Siemens Kunststiftung, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Kluckhohn/Blanck Stiftung der Georg-August-Universität Göttingen