Kölnische Italienerin

Vor fünfzig Jahren kam das toskanische Tafelbild – eines der wenigen überlieferten Werke aus dem Lucca des 13. Jahrhunderts – als bis heute ältestes Gemälde ins Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud. Als Dauerleihgabe gab Gabriele Neven DuMont (geb. von Lenbach) das Gemälde 1968 in die öffentliche Sammlung.

Die Eigentümerfamilie entschied sich 2016 mehrheitlich, einige auf Zeit geliehene Werke aus der Sammlung des Museums abzuziehen. Der Museumsleitung gelang es durch intensive Verhandlungen und dank des Zusammenspiels der Unterstützer, das Madonnenbild als wichtigstes Werk aus dem Konvolut der Familie Neven DuMont in der Kölner Sammlung zu halten. Mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder und der Ernst von Siemens Kunststiftung werden zwei Eigentumsanteile an der „Lucchesischen Madonna“ von der Erbengemeinschaft des Ehepaares erworben. Die weiteren zwei Anteile verbleiben im Familienbesitz. Ein Vorkaufsrecht gibt dem Museum jedoch die Sicherheit, das Bild dauerhaft zeigen zu können. „Ein weiteres Mal konnten wir helfen, die mögliche Abwanderung von Kulturgut nationaler Bedeutung abzuwenden“, freut sich Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.

In Köln ist das Madonnenbild für Besucher auch deshalb eine besondere Attraktion, da vergleichbare Bilder aus kirchlichem Besitz selten in Sammlungen außerhalb Italiens gelangten. Aus Kirchen und Klöstern kamen Werke meist direkt in die Museen von Florenz, Siena, Pisa oder Lucca.

Lucchesischer Meister, Thronende Madonna mit Kind, um 1260/70, 104 × 63 cm; Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud; © Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud
Lucchesischer Meister, Thronende Madonna mit Kind, um 1260/70, 104 × 63 cm; Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud; © Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud

Um 1260/70 kombiniert ein Maler im italienischen Lucca zwei aus Byzanz überlieferte Bildtypen. Sein Gemälde zeigt eine Innovation, indem es die damals typischen Motive der stehenden und der sitzenden Madonna kombiniert. Das Werk des unbekannten Malers, das ganz am Anfang der europäischen Tafelbildtradition steht, beeinflusste nachfolgende Künstlergenerationen nachhaltig. Im 19. Jahrhundert bringt der Münchner „Malerfürst“ Franz von Lenbach (1836–1904) die Pappelholztafel, die das Bild der „Lucchesischen Madonna“ trägt, aus Italien mit nach München. Seine Tochter heiratet in die Kölner Verlegerfamilie Neven DuMont ein und nimmt ihr Erbstück schließlich mit nach Nordrhein-Westfalen. „Die ‚Thronende Madonna mit Kind‘ führt transnationalen Kulturtransfer eindrücklich vor Augen“, betont Markus Hilgert. „In Köln kann das Tafelbild nun dauerhaft die umfangreiche Sammlung regionaler Malerei aus dem Mittelalter im europäischen Kontext zeigen.“

Förderer dieser Erwerbung: Kulturstiftung der Länder, Ernst von Siemens Kunststiftung

Die Kulturstiftung der Länder berät, forscht, finanziert und ergreift die Initiative: Wir haben vor 10 Jahren die systematische Erforschung der Raubkunst in deutschen Museen angestoßen. Wir gehen auf wissenschaftliche Spurensuche nach Kunstwerken, die nach dem Krieg aus Deutschland abtransportiert wurden. Wir richten mit der Bildungsinitiative Kinder zum Olymp! seit 13 Jahren die Scheinwerfer auf gelungene kulturelle Programme von Schulen und Institutionen. Und schon immer, nämlich seit 30 Jahren, helfen wir Museen, Bibliotheken und Archiven dabei, besondere Kunstwerke und kulturelle Zeugnisse in ihre Sammlungen zu holen. Wir wollen dabei zuerst wissen, warum ein Objekt wichtig ist für die Menschen vor Ort. Was erzählen uns die Kunstwerke und die Kulturgüter über uns und die Geschichte unseres Landes? Sie wollen mehr erfahren? Besuchen Sie uns auf www.kulturstiftung.de und auf Twitter @LaenderKultur