Museum Kurhaus Kleve erwirbt Skulptur von Ewald Mataré
Sehen Sie das Videogrußwort zum Ankauf der Mataré-Skulptur:
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Bei dem Werk Weiblicher Kopf von Ewald Mataré handelt es sich um ein Unikat eines international bekannten Künstlers und eines der bedeutendsten Vertreter der Moderne in Deutschland. Im Museum Kurhaus Kleve findet es – in der Region von Matarés einstigem Wirken – eine neue Heimstatt, in einem Haus, das wie kaum ein anderes dafür geeignet erscheint. In Kleve fügt sich dieses Werk in einen Sammlungsbestand ein, der für die Vermittlung, die Erforschung und die Präsentation einen hervorragenden Rahmen bietet. Ich freue mich, dass diese Erwerbung mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder gelingen konnte.“
Die Übergabe des Nachlasses von Ewald Mataré hatte 1988 zur Gründung des Museums Kurhaus Kleve geführt. Seither trägt das Museum den Namenszusatz „Ewald Mataré-Sammlung“. Das knapp 30 Zentimeter hohe Werk Weiblicher Kopf fertigte Mataré 1926 in seiner frühen Schaffensphase als Bildhauer an. Mataré-Skulpturen aus Holz befinden sich heute überwiegend im Besitz von Museen und sind somit auf dem Kunstmarkt äußerst selten. Die Mataré-Sammlung des Museum Kurhaus Kleve besteht größtenteils aus Bronze-Skulpturen, sodass der Weibliche Kopf aus Holz eine wichtige Ergänzung ist und den Besucherinnen und Besuchern künftig den Umgang Matarés mit dem Material Holz vorstellen kann.
Die Skulptur Weiblicher Kopf ist eine von drei 1926 entstandenen Kopfskulpturen, die Frauen- und Männerköpfe zeigen. Mit den Skulpturen wandte sich Mataré der Formenanalyse zu, die Individualität der Porträtierten steht im Fokus. Den Weiblichen Kopf schuf Mataré aus einem rötlichen Birnbaumholzstamm. Die Maserung des Stammes nutzte er, um dem Kopf optisch eine fließende Bewegung zu verleihen. Der Weibliche Kopf zeigt keine Details, Augenlider und Augenbrauen sind nicht vorhanden, lediglich Stirn, Nase und Kinn erheben sich von der Oberfläche. Aus Matarés Tagebucheinträgen erschließt sich, dass der Weibliche Kopf wohl das Gesicht der Schauspielerin Annemarie Mummenhoff (1903-1983) zeigt. Mataré lernte sie in den 1920er Jahren kennen.
Mataré wurde ursprünglich als Maler ausgebildet. Erst 1920 wandte er sich der Bildhauerei zu: Auf der Nordseeinsel Wangerooge bediente er sich mangels teurer Ölfarben dem Schwemmholz am Strand und schnitzte hunderte Holzschnitte, mit denen er stilistisch eine neue Ära begann. Ungewöhnlich ist daher die herausragende Arbeit des Weiblichen Kopfes, da Mataré sich erst wenige Jahre der Bildhauerei gewidmet hatte. 1932 bis 1934 fertigte Mataré für die Stadt Kleve die Skulptur des „Toten Kriegers“ – ein Denkmal für die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkrieges. Von den Nationalsozialisten wurde Mataré als „entartet“ diffamiert und die Skulptur des Toten Kriegers 1938 zerstört. Erst 1977 wurden die Teile der Skulptur in Trümmern wiederentdeckt, daraufhin restauriert und 1981 wieder vor der Klever Stiftskirche aufgestellt.
In den 1950er Jahren erwarb die Kunstsammlerin Margrit Loh (1923–2012) den Weiblichen Kopf persönlich von Ewald Mataré in seinem Atelier in Meerbusch-Büderich bei Düsseldorf. Bis zu ihrem Tod 2012 verwahrte sie die Skulptur, danach war sie als Leihgabe im Museum Kurhaus Kleve ausgestellt. Das Museum erwirbt sie nun vom Nachlassverwalter Dr. Heinrich Thomas Wrede, der die Skulptur zum Wohl des Hermann Gmeiner-Fonds (S.O.S. Kinderdorf) verkauft. In den nächsten Jahren soll die Skulptur Mittelpunkt einer umfänglichen Ausstellung zur Wende vom Historismus zur Klassischen Moderne sein. Darüber hinaus soll die Skulptur auf der Sammlungswebseite des Museums Kurhaus Kleve mit Bild- und Textmaterial sowie Audio-Guides vorgestellt werden.
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Ernst von Siemens Kunststiftung, Kunststiftung NRW, Sonja Mataré-Stiftung