Schriftliches Kulturgut erhalten

Schriftliches Kulturgut langfristig sichern

Deutschlandweit starten 22 Modellprojekte zum Erhalt von schriftlichem Kulturgut

In diesem Jahr fördert die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) 20 einjährige und zwei mehrjährige Modellprojekte. Mit den Projekten soll Schriftgut in Bibliotheken und Archiven langfristig im Original aufbewahrt werden können. Dafür stellen die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Kulturstiftung der Länder gemeinsam rund 280.000 Euro zur Verfügung.

Die in den Modellprojekten gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse sollen anschließend auch nachfolgenden Projekten zur Verfügung gestellt werden. Archive und Bibliotheken können so bewährte Praktiken übernehmen und anwenden. Zwei Beispiele aus den diesjährigen Modellprojekten:

Kleist-Museum, Frankfurt an der Oder: Restaurierung und Umverpackung des Handschriften-Bestandes/Sicherung und Erhalt der einmaligen Sammlung des einzigen Kleist-Museums

Das Kleist-Museum in Frankfurt an der Oder ist das weltweit einzige Museum zum Leben und Schaffen des deutschen Lyrikers und Dramatikers Heinrich von Kleist (1777-1811). Das Museum besitzt einige der nur wenigen erhaltenen Briefe von Kleist und darüber hinaus zahlreiche an von Kleist adressierte Briefe, unter anderem von Achim von Arnim, seinen Vertrauten Adam Heinrich Müller und August Rühle von Lilienstern, Caroline und Friedrich de la Motte Fouqué, Thomas Mann und Gottfried Benn, und der Familie von Zenge (Wilhelmine von Zenge war die Verlobte von Heinrich von Kleist). Einige dieser Handschriften müssen dringend restauriert werden, um ihren Erhalt zu sichern und weitere Verluste zu vermeiden. Schwerer Tintenfraß und mechanische Schädigungen haben die Autographen über Jahrhunderte hinweg angegriffen. Nur mit einer Restaurierung und einem neuen Verpackungs- und Lagerungskonzept können die Handschriften weiterhin der Forschung und Ausstellungen zur Verfügung gestellt werden. Die von der KEK finanzierte Einzelblattrestaurierung umfasst restauratorische Maßnahmen wie Trockenreinigung, Nass- und Tintenfraßbehandlung, die Schließung von Rissen und Fehlstellen. Schreib- und Stammbücher sollen ebenfalls restauriert werden, lose inliegende Blätter und Heftungen werden dabei gesichert, die Einbände gepflegt und künftig in passgenauen Schubern aufbewahrt. Nach der Restaurierung sollen die Objekte dann digitalisiert und online einer großen Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Landschaftsverband Südniedersachsen e.V.: Notfallverbund Südniedersachsen, Ausstattung mit Notfallboxen zur Erstversorgung

In der Region Südniedersachsen soll ein Notfallverbund gegründet werden, in dem sich kulturgutbewahrende Einrichtungen der Region zusammenschließen, um gemeinsame Notfallvorsorge zu betreiben. In den Beständen der Einrichtungen befindet sich zum überwiegenden Teil schriftliches Kulturgut. Die Geschäfte des Verbundes wird der Landschaftsverband Südniedersachsen e.V. führen, bislang gab es in der Region keinen Notfallverbund. Mit Unterstützung der KEK plant der Verein, Notfallboxen für kulturgutbewahrende Einrichtungen in der Region Südniedersachsen anzuschaffen. Die einheitliche und zentrale Anschaffung der Boxen ermöglicht nicht nur deren Mitnahme im Notfall (und damit eine große Menge von einheitlichem Ausgangsmaterial und Schutzausrüstungen), alle beteiligten Häuser können auch mit den Boxen anderer Häuser arbeiten. Ein weiteres Ziel des Projektes ist es, mit Unterstützung eines Restaurators eine Musternotfallmappe für alle Einrichtungen zu erstellen. Bislang ist die Trägerschaft eines Landschaftsverbandes für einen Notfallverbund mit der Ausdehnung über sein gesamtes Verbandsgebiet in Niedersachsen einzigartig und könnte Modellcharakter auch für andere Landschaften und Landschaftsverbände haben.

Die Förderung des Notfallverbundes Südniedersachsen und der zu erwartende Modellcharakter des Verbundes gliedern sich thematisch auch in die jüngst ins Leben gerufene Notfallallianz Kultur ein. Die Notfallallianz Kultur richtet sich in erster Linie an Institutionen und Organisationen in Deutschland, die im Rahmen ihrer jeweiligen Möglichkeiten einen Beitrag zur Notfallhilfe im Bereich Kultur im Krisen- oder Notfall leisten wollen. Die Notfallallianz Kultur befindet sich derzeit im Aufbau, die Kulturstiftung der Länder und die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien haben neben zahlreichen anderen Institutionen und Organisationen ihr Interesse bekundet, den Aufbau der Notfallallianz Kultur voranzutreiben. Die Kulturstiftung der Länder verwaltet bis auf weiteres die Web-Präsenz der Notfallallianz Kultur: www.notfallallianz-kultur.de. Schrittweise soll diese Webseite zu einer Online-Plattform ausgebaut werden.

Alle Modellprojekte des Förderjahres 2022 finden Sie auf der Modellprojektförderliste der KEK. Seit 2010 fördern die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Kulturstiftung der Länder jährlich Modellprojekte, die schriftliches Kulturgut von historischer Bedeutung in Bibliotheken und Archiven nachhaltig vor dem Zerfall bewahren.

Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK)
wurde im August 2011 gegründet und wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Kulturstiftung der Länder gefördert. Seitdem werden über die KEK bundesweit Projekte im Bereich Originalerhalt unterstützt. Zudem fördert die KEK aktiv die spartenübergreifende Zusammenarbeit von Archiven und Bibliotheken sowie den Aufbau von Infrastrukturen im Bereich Überlieferungssicherung. Insgesamt wurden über die KEK in der KEK-Modellprojektförderung bisher 408 Projekte unterstützt und hierfür von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Kulturstiftung der Länder insgesamt rund 4,9 Millionen Euro bereitgestellt.

Mit Klick auf [„Video starten“] stimmen Sie zu, dass [YouTube] Cookies setzt und personenbezogene Daten erhebt, welche ggf. in Drittländer übertragen werden, die kein mit der EU vergleichbares Datenschutzniveau aufweisen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.