Über 400 Jahre hinweg war der Teppich in Dresden und Moritzburg aufbewahrt worden und kehrt nun nach Sachsen zurück. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Derartig hochwertige Tapisserien aus dem 16. Jahrhundert wie der Kaiser-Teppich Karls V. sind heute äußerst selten und werden kaum noch auf dem Kunstmarkt gehandelt. Mit dem Ankauf für Schloss Moritzburg kehrt die Tapisserie nach Sachsen zurück – wo sie vor über 400 Jahren gefertigt worden war. Künftig können Besucherinnen und Besucher auf Schloss Moritzburg ein einmaliges Kunstwerk aus Seiden-, Gold- und Silberfäden erleben. An ihm lässt sich künftig ein weit über die Region Sachsen hinaus bedeutender Abschnitt europäischer Geschichte vermitteln: Die Herrschaft Karls V. und die Suche nach der Lösung der Religionsfrage.“
Seger Bombeck (1542-1560 o. 1580), ein Wirker (Textilkünstler) aus Flandern, der zunächst in Torgau und später in Leipzig tätig war, schuf den Bildteppich mit dem Porträt Kaiser Karls V. Er signierte die circa vier Quadratmeter große Tapisserie und datierte sie auf 1545. Beauftragt worden war Bombeck höchstwahrscheinlich von Kurfürst Johann Friedrich dem Großmütigen von Sachsen (1503-1554) aus dem Hause der ernestinischen Wettiner, zu dieser Zeit der führende protestantische Reichsfürst. Der Kurfürst ließ seine Residenzen in Torgau, Wittenberg und Weimar häufig mit repräsentativen Bildteppichen ausstatten.
Die Tapisserie ist ein hochwertiges Beispiel für die Wirkereikunst in Deutschland. Sie zeigt Kaiser Karl V. in Halbfigur, umgeben von einem Architekturrahmen mit reichem Rankenwerk. Im Rahmen befindet sich zudem ein Schriftfeld mit der Nennung des Dargestellten und seinem Wappen. Kaiser Karl V. bekämpfte in der Entstehungszeit der Tapisserie den Protestantismus, konnte dies jedoch vor den protestantischen Fürsten verbergen. Mithilfe der protestantischen sächsischen Kurfürsten gelang es ihm auch, seinen Bruder Ferdinand (1503-1564) zum römischen Kaiser wählen zu lassen. Somit war die Erbfolge beider wettinischer Linien in Sachsen gesichert. Das auf dem Teppich abgebildete Zeremonialschwert könnte ein Symbol für diese Machtsicherung sein.
1547 besiegte Karl V. in der Schlacht bei Mühlberg die Truppen des Schmalkaldischen Bundes unter Leitung von Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. Die Tapisserie mit dem Bild des Kaisers tauchte im gleichen Jahr im Umfeld des für Kaiser Karl V. kämpfenden Kurfürsten Moritz von Sachsen (1521-1553) auf. Ab 1553 ist sie im Steinernen Saal der Festetage des Dresdner Residenzschlosses nachweisbar (bis 1918). 1918/19 wurde das fürstliche Eigentum geteilt und die Tapisserie ging in den Besitz des albertinischen Zweigs der Wettiner (damals als Verein organisiert) über. 1924, 1927 und 1938 war der Teppich auf den Reichslisten national wertvollen Kulturguts zu finden. Prinz Ernst Heinrich von Sachsen (1896-1971) brachte das Objekt 1945 nach Sigmaringen, später nach Irland und schließlich befand es sich bei seinen Söhnen in Kanada. Die Prinzen Dedo und Gero von Sachsen brachten die Tapisserie 2001 nach Deutschland zurück, 2012 wurde sie an die Kunsthandlung Alexander Rudigier verkauft. Die Staatliche Schlösser, Burgen und Gärten Sachsen gGmbH erwirbt den Kaiser-Teppich nun von der Kunsthandlung.
Weitere Förderer: Ernst von Siemens Kunststiftung