Japanisches Meissen

Fächerschale mit gelbem Löwen, Meissen, um 1729–31
Fächerschale mit gelbem Löwen, Meissen, um 1729–31

Rote und gelbe Eichhörnchen stehlen Weintrauben, ein gelber Löwe lauert wohlschmeckenden Vögeln auf, die sich zwischen Blumenranken tummeln, rote Drachen und Tiger bevölkern die Szenerie: Bekannte Motive japanischer Porzellankunst begegnen einem in den kostbaren, im Kakiemon-Stil der japanischen Porzellanmaler dekorierten Meissener Porzellanen aus der Kollektion der Düsseldorfer Privatsammler. Die jetzt mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und des Landes Nordrhein-Westfalen angekaufte Sammlung von 110 Stücken – sie enthält u. a. Flakons, Schalen, Teller, Krüge, Becher und Terrinen – hat sich auf Meissener Porzellane mit Kakiemon-Dekor des zweiten Viertels des 18. Jahrhunderts spezialisiert. Sowohl Nachempfindungen japanischer Kompositionen als auch europäische Adaptionen beliebter Dekors bis hin zum absoluten Unikat sind in der erlesenen Zusammenstellung zu bewundern. Über die Jahre hinweg wurden von dem Sammlerehepaar vorab bereits immer wieder auch Objekte oder ganze Konvolute dem Hetjens-Museum geschenkt.

„Kakiemon“ (jap. für Kaki-Maler) bezeichnet heute in Europa eine auf charakteristische Weise dekorierte Gattung japanischer Porzellane des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Schnell waren diese farblich reduzierten und spannungsvoll asymmetrisch bemalten Porzellane in Europa als Alternativen zum mehrheitlich blauweißen chinesischen Porzellan beliebt. Der exotische Reiz der mystischen Symbolsprache, die geheimnisvollen Zeichen der Dekore und die immense Leuchtkraft der Farben faszinieren Betrachter damals wie heute. Nicht die Monumentalität der Stücke, sondern die Delikatesse der an Aquarell erinnernden Malerei begründete ihren Ruhm: August der Starke, Kurfürst von Sachsen und Begründer der Meissener Manufaktur, begann um 1710 im großen Stil asiatisches Porzellan zu sammeln und stellte dieses auch seiner Porzellanfabrik als Inspirationsquelle zur Verfügung.

In der Meißener Fabrik gehörten Kopien von Kakiemon-Porzellan schon bald zum Kanon der Manufaktur. Nicht die japanischen, sondern vielfach die sächsischen Spitzenstücke wurden im späten 18. Jahrhundert dann auch zum Vorbild für die Schöpfungen anderer deutscher und englischer Manufakturen, was den ungeheuren Einfluss der sächsischen Manufaktur auf die Porzellanentwicklung in Europa belegt. Mit dem Erwerb der Sammlung wird das Hetjens-Museum zum Mekka der Kenner und Liebhaber des Kakiemon-Dekors und kann seinen Rang als bedeutendes deutsches Porzellanmuseum erheblich ausbauen.