In Humboldts Kosmos
Der Nachlass Alexander von Humboldts gehört zu den bedeutendsten der Staatsbibliothek zu Berlin. Da Humboldt bis zu seinem Lebensende alles für seine eigene Forschung wichtige Material bei sich bewahrte und da ihm dieses Material bis zuletzt für seine wissenschaftlichen Arbeiten diente, blicken wir in seinen Nachlass wie in die komplett erhaltene Werkstatt des großen Forschers. Ausgearbeitete Manuskripte, Entwürfe, Stichwörter, Briefe, Notizen, Zeitungsausschnitte, Drucke, Materialsammlungen, Zitate, Zeichnungen, Reisepässe, Empfehlungen, Namenslisten, mathematische, astronomische, geologische und geographische Tabellen; Konvolute von Notizen und Texten, eigenen und fremden (oft zu Themenpaketen zusammengeklebt), zu technischen, botanischen, zoologischen, philologischen, archäologischen und kunsthistorischen Fragestellungen und Beobachtungen: Dies macht den Gehalt eines in seiner Komplexität einzigartigen Nachlasses aus. Humboldt selbst gab ihm seine bis heute erhaltene Ordnung. Die nun glücklich erworbenen Tagebücher der Amerikanischen Reise Humboldts sind Teil dieser Humboldt’schen Ordnung. Nachlass und Tagebücher korrespondieren inhaltlich aufs engste miteinander, davon zeugen eingeklebte Zettel, Briefe, Notizen auch in den Tagebüchern.
Die Teile des Humboldt-Nachlasses, die, bedingt durch Auslagerungen der Preußischen Staatsbibliothek während des Zweiten Weltkrieges, in der Jagiellonen-Bibliothek in Krakau liegen, werden, zusammen mit den in anderen Sammlungen der Staatsbibliothek verwahrten Humboldt-Dokumenten in das nun beginnende Forschungsprojekt einbezogen werden. Die Verzeichnung aller Dokumente in der nationalen Verbunddatenbank Kalliope und ihre Digitalisierung werden das Wissen Humboldts und seiner Zeit in neuen Zusammenhängen sichtbar werden lassen und auch dazu beitragen, die kostbare Materialität der Originalmanuskripte und Briefe immer wieder neu zu bewundern.