Im Olymp: Zukunftspreis für Kulturbildung verliehen
Struktur hemmt Kreativität? Im Gymnasium Paulinum in Münster weiß man es besser: Auf breiter Front hat die Schule ihr kulturelles Angebot neu organisiert und so ein stabiles Fundament für den künstlerisch-musischen Schwerpunkt gebaut. Das stolze kulturelle Portfolio des Paulinums beinhaltet Weihnachtskonzerte mit mehr als 300 Mitwirkenden, ausgezeichnete Theatergroßprojekte und regelmäßig wechselnde Ausstellungen. Dank klarer Zuständigkeiten, speziell geförderter Stellen für die Teilbereiche Kunst, Chöre und darstellendes Spiel sowie Kooperationen mit lokalen Kultureinrichtungen floriert das zuvor eher isolierte und vernachlässigte kulturelle Angebot für die Schüler der ältesten Schule Deutschlands jetzt wieder. Die Wettbewerbs-Jury lobt den OLYMP-Gewinner: „Im Zuge einer systemischen Neuorientierung in den zurückliegenden Jahren ist es nun gelungen, die kulturelle Bildung auch in der Struktur der Schule fest zu verankern.“
Museen und Theaterhäuser haben das Konzept eines Abonnements für die regelmäßige Dosis Kultur längst erprobt. Im Bereich der kulturellen Bildung aber glänzt die Idee der Landeshauptstadt Hannover bisher durch Einzigartigkeit: Gebündelt, übersichtlich und dauerhaft verankert, gestaltet das „LIVE-APPS-JugendKulturAbo“ das Kulturangebot für Schulen hürdenfrei und abwechslungsreich. Die Schüler Hannovers sind dabei nicht passive Kultur-Endverbraucher, sondern bringen sich als ausgewiesene Experten in eigener Sache aktiv mit ein. Ihre Vorstellungen und Gestaltungsideen gehen ein in den handlichen Katalog, mit dem die gesamte Auswahl des „JugendKulturAbos“ überblickt und gebucht werden kann: Die für den Klassenverbund vorgesehenen Kurse zu Themen wie Porträtzeichnen, Digitalfotografie, Programmieren, Trommeln, aber auch Demokratie oder kulturelle Identität sind darin ebenso informativ wie inspirierend aufbereitet. Die Wettbewerbs-Jury lobt „die kluge Beteiligung von Jugendlichen, die Verantwortung für jüngere und gleichaltrige Kulturnutzer übernehmen“.
Unter großem Beifall wurden die Gewinner am 21. September 2017 im Atrium der Deutschen Bank Unter den Linden in Berlin ausgezeichnet: Die Pokale an die glücklichen Hauptpreisträger überreichten die Geschäftsführerin der Deutsche Bank Stiftung Dr. Kristina Hasenpflug und die Leiterin der Kulturabteilung im Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur Dr. Annette Schwandner. Prof. Dr. Frank Druffner, kommissarischer Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, der alle Anwesenden herzlich zur Preisverleihung begrüßte, fasste die erfolgreiche Wettbewerbsrunde zusammen: „Kulturbildung als festen Bestandteil des Schulalltags zu begreifen, heißt Strukturen zu schaffen. Diese Strukturen zeichnen wir auch dieses Jahr wieder mit dem Zukunftspreis aus: Wir sind beeindruckt von den vielen innovativen Konzepten, die die Bewerber aus dem ganzen Land eingereicht haben. Sie alle beweisen, dass sich kulturelle Bildung auf vielfältige Weise kreativ und nachhaltig im Leben von Kindern und Jugendlichen verankern lässt – und zwar mit Breitenwirkung: Über 190.000 Schülerinnen und Schüler sind allein in dieser Wettbewerbsrunde involviert.“ Bevor die Hauptpreisträger bekanntgegeben wurden, präsentierten sich alle sechs Anwärter mit individuellem Programm im Atrium der Deutschen Bank, u. a. trat das Bläserensemble des Gymnasiums Paulinum aus Münster auf der Bühne auf.
Kinder zum Olymp!, die Bildungsinitiative der Kulturstiftung der Länder, will mit dem deutschlandweiten Wettbewerb wissen: Wo wurden nachhaltige Strukturen für kulturelle Bildung etabliert? Preiswürdig sind – statt einzelner Projekte – Kultureinrichtungen und Künstler mit ihren Schulkooperationen genauso wie Schulen mit kulturellem Profil, die Schülerinnen und Schüler dauerhaft beteiligen. In der diesjährigen Wettbewerbsrunde gingen 270 Bewerbungen von kulturellen Einrichtungen, Künstlern und Schulen ins Rennen um die begehrten Auszeichnungen, an den eingereichten Programmen und Profilen waren insgesamt über 190.000 Kinder und Jugendliche beteiligt. Neben den beiden Hauptpreisträgern werden auch die vier weiteren Nominierten aus der Endrunde ausgezeichnet, sie erhalten jeweils 1.000 Euro.
Nominierte in der Kategorie „Kulturelles Schulprofil“:
– August-Hermann-Francke-Schule, Berlin
– Schule Schenkelsberg, Kassel
– Gymnasium Paulinum, Münster
Nominierte in der Kategorie „Programme kultureller Bildung“:
– KS:BAM – Kultur.Service Bamberg für Schulen und Kitas
– FLUX – Theater in Hessen unterwegs
– LIVE-APPS – Das JugendKulturAbo, Landeshauptstadt Hannover, Stadtteilkultur/ Kulturelle Kinder- und Jugendbildung
Die Preisskulptur DER OLYMP wurde von den Hannoveraner Produktdesignern Judith und Tobias Stuntebeck entworfen und in der Glasmanufaktur Harzkristall in Derenburg geblasen.