Die Deutsche Bahn Stiftung gGmbH erwirbt für das DB Museum in Nürnberg einen zweihenkligen Deckelpokal von Johann George Hossauer (1794-1874) nach einem Entwurf von Karl Friedrich Schinkel. Der Pokal war eine Ehrengabe an den ehemaligen Magdeburger Oberbürgermeister und Direktor der regionalen Eisenbahngesellschaft August Wilhelm Francke (1785-1851) und wurde 1841 in Berlin gefertigt. Er zeigt die erste bildliche Darstellung eines Eisenbahnzugs in der deutschen Goldschmiedekunst. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit rund 23.600 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Wir freuen uns, dass das DB Museum seinen Besucherinnen und Besuchern künftig mit dem neu erworbenen Pokal die frühe Eisenbahngeschichte Deutschlands anhand eines so seltenen Objekts vermitteln kann. Trotz der damals bereits üblichen Manufakturproduktion wurde der Deckelpokal als aufwendiges Einzelstück gefertigt. Er ist ein besonderes Zeugnis deutscher Industrie- und Eisenbahngeschichte und der durch die Zusammenarbeit zweier führender Künstler ihres Fachs – Johann George Hossauer und Karl Friedrich Schinkel – einsetzenden Technisierung des Kunsthandwerks. Im DB Museum kann er sowohl in kunst- und kultur-, als auch sozial- und technikgeschichtlicher Hinsicht seine Entstehungszeit illustrieren und zudem der Forschung dauerhaft zugänglich gemacht werden.“
1841 fertigte Johann George Hossauer, der damals führende preußische Goldschmied, Hofkünstler und Manufakturinhaber, einen aus Silber gegossenen Deckelpokal zu Ehren von August Wilhelm Francke. Der rund drei Kilogramm schwere und 54 Zentimeter hohe Pokal ist ein einzigartiges und aufwendig gearbeitetes Objekt. Der Pokal geht auf einen Entwurf des preußischen Architekten, Stadtplaners und Grafikers Karl Friedrich Schinkel von 1830 zurück, er ist die einzige erhaltene Ausführung des Entwurfs. Hossauer verband den spätklassizistischen Entwurf Schinkels mit einer eleganten, dem Auftrag gemäßen konventionellen Gestaltung und einer innovativen Dekoration: Erstmals in der deutschen Goldschmiedekunst zeigt der Pokal Abbildungen aus der industriellen Revolution – zwei Bahnhöfe und einen Zug (nach zeitgenössischen Illustrationen).
Der Magdeburger Oberbürgermeister Francke 1841 erhielt den Pokal von der Magdeburg-Chöten-Halle-Leipziger Eisenbahn-Gesellschaft anlässlich der Eröffnung der Eisenbahnlinie Magdeburg-Leipzig. Francke war einer der Initiatoren der Bahnlinie, an der die Stadt Magdeburg als Großaktionär beteiligt gewesen war. Bis zur Eröffnung der Gesamtstrecke 1840 war Francke Direktor der Linie. Die beiden Bahnhöfe auf dem Pokal zeigen den Start- und Zielbahnhof der Strecke (Magdeburg-Leipzig). Mit der Ehrengabe dankte die Bahngesellschaft Francke für seine Verdienste.
Der Pokal verblieb zunächst im Besitz Franckes, zu Beginn des 20. Jahrhunderts verliert sich seine Spur. 1963 wurde er dann in einem Kunstauktionshaus in Braunschweig versteigert und befand sich bis 2013 in Privatbesitz eines anonymen Mitarbeiters der Deutschen Bundesbahn und seiner Erben. Der Deckelpokal wurde 2013 erneut in München versteigert. Die Deutsche Bahn Stiftung erwirbt ihn nun von der Galerie Neuse Kunsthandel in Bremen, die den Pokal 2013 auf der Münchner Auktion erworben hatte. Der Deckelpokal soll künftig in der Dauerausstellung zur Geschichte der Eisenbahn im Nürnberger Haupthaus ausgestellt werden.
Weitere Förderer: Ernst von Siemens Kunststiftung, Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern