Erwerbungsförderung

Helmuth Mackes „Blaues Zimmer“ kommt nach Krefeld

Der Verein der Freunde der Kunstmuseen Krefeld erwirbt für die Kunstmuseen Krefeld das „Blaue Zimmer“ des rheinischen Expressionisten Helmuth Macke (1891-1936) aus dem Jahr 1925. Das „Blaue Zimmer“ ist ein achtteiliges – von Macke bemaltes - Möbel-Ensemble und eine der wenigen erhaltenen expressionistischen Möbelgestaltungen. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 35.000 Euro.

Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Die Kunstmuseen Krefeld wurden als Haus für Kunst und Kunstgewerbe um 1900 gegründet. Damals nahm das Haus eine Vorreiterrolle ein, denn es verband Kunst und Alltag miteinander. Mit dem Ankauf des Möbel-Ensembles ‚Blaues Zimmer‘ schließt das Museum an seine Gründungsgeschichte an. Wir freuen uns, dass wir dazu beitragen konnten, das Ensemble in Helmuth Mackes Heimatstadt zu holen. Hier wird es neben zahlreichen Werken von ihm und seinen Zeitgenossen – den Expressionisten des Rheinlandes –ausgestellt. Viele bemalte Möbel und Einrichtungen von expressionistischen Künstlerinnen und Künstlern gingen im Zweiten Weltkrieg verloren oder wurden zerstört. Die meisten kennen wir heute nur von Fotografien. Umso mehr freut es uns, dass Mackes ‚Blaues Zimmer‘ erhalten geblieben ist und nun, nachdem es über 80 Jahre in Privatbesitz aufbewahrt wurde und nicht besichtigt werden konnte, dauerhaft zugänglich gemacht wird.“

Das „Blaue Zimmer“ ist eines der ganz wenigen erhaltenen kompletten Zimmereinrichtungen des Expressionismus. Es umfasst eine Kommode, ein Bett, einen Nachttisch, einen Kleiderschrank, einen Spiegel, einen Tisch und zwei Stühle. Helmuth Macke hatte das achtteilige Ensemble 1925 für den Bochumer Industriellen, Kunstsammler und Mäzen Karl Gröppel (1883-1967) während eines Aufenthaltes in dessen Landhaus in Gollenshausen am Chiemsee bemalt. Zuvor waren die Möbel in Krefeld gefertigt worden. Wer das Ensemble entworfen hat, ist unbekannt, wahrscheinlich ist jedoch, dass es auf den Münchner Architekten Richard Riemerschmid (1868-1957) zurückgeht. Macke grundierte die Möbel ultramarineblau und verzierte sie anschließend mit farbigen Motiven, darunter erkennbare Figuren aber auch abstrakte Motive. Die Verzierungen spiegeln die expressionistische Vorstellung vom Einklang des Menschen mit der Natur wider. Das „Blaue Zimmer“ ist eines der wenigen erhaltenen Beispiele expressionistischer Raumgestaltung.

Nach der Anfertigung verblieb das Möbelensemble bis 2011 im Privatbesitz der Familie Karl Gröppel und deren Erben. Lediglich Schwarzweiß-Abbildungen der Möbel waren bekannt, öffentlich gezeigt wurden sie nie. 2011 erwarb Ralph Kleinsimlinghaus vom ARTAX Kunsthandel die Möbel, ließ sie restaurieren und präsentierte sie 2012 erstmals der Öffentlichkeit. Die Kunstmuseen Krefeld erwerben das Ensemble nun vom ARTAX Kunsthandel in Düsseldorf.

Helmuth Macke wurde 1891 in Krefeld geboren, sein Cousin war der berühmte Künstler August Macke (1887-1914). Er war Schüler an der Krefelder Kunstgewerbeschule und wurde unter anderem von Johan Thorn-Prikker (1868-1932) unterrichtet. Helmuth Macke wurde ein bedeutendes Mitglied der Avantgarde der 1910er und 1920er Jahre und war eng verbunden mit Künstlern wie Heinrich Campendonk (1889-1957) und Heinrich Nauen (1880-1940). Macke pflegte zudem Kontakte zu Künstler:innen der beiden Künstlergruppen Blauer Reiter und Brücke. 1936 ertrank er mit nur 45 Jahren bei einem Bootsunglück auf dem Bodensee. Zu Lebzeiten war Macke als Künstler hoch angesehen, nach seinem frühen Tod geriet er jedoch schnell in Vergessenheit. Viele seiner Arbeiten wurden während des Zweiten Weltkrieges vernichtet. Sein Wirken und die Künstlerfigur Helmuth Macke wurden erst in den vergangenen Jahren wiederentdeckt. Die Kunstmuseen Krefeld erwarben Mackes künstlerischen Nachlass von seiner Schwester. Heute besitzen die Kunstmuseen rund 500 Zeichnungen, Aquarelle, Skizzenbücher und Gemälde von Macke. Sein Konvolut ergänzt den umfangreichen Bestand des Museums an Werken der Rheinischen Expressionisten, darunter auch zahlreiche Werke von Mackes Zeitgenossen – Campendonk und Nauen.

Weitere Förderer dieser Erwerbung: Land Nordrhein-Westfalen

Mit Klick auf [„Video starten“] stimmen Sie zu, dass [YouTube] Cookies setzt und personenbezogene Daten erhebt, welche ggf. in Drittländer übertragen werden, die kein mit der EU vergleichbares Datenschutzniveau aufweisen. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.