Hamburger Kunsthalle erwirbt Selbstbildnis von Max Beckmann

Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Wir freuen uns, dass wir dazu beitragen konnten, dass dieses zentrale Gemälde aus dem Frühwerk von Max Beckmann nun dauerhaft der Sammlung erhalten bleibt. Die Hamburger Kunsthalle kann so nicht nur fast 50 Jahre des Schaffens Beckmanns in einem Zusammenhang präsentieren und vermitteln. Dass bei ihr die Digitalisierung und eine wissenschaftliche Befassung mit dem Werk Beckmanns angesiedelt ist, ist eine ebenso logische wie erfreuliche Folge.“ Die intensive Beschäftigung mit dem Schaffen Beckmanns in der Hamburger Kunsthalle geht zurück bis in die 1950er Jahre. Durch die kontinuierliche Erweiterung der Sammlung mithilfe gezielter Erwerbungen und Leihgaben kann das Werk Beckmanns von 1904 bis 1950 heute umfassend in der Kunsthalle dargestellt werden.

Die Hamburger Beckmann-Sammlung umfasst 25 Gemälde und Plastiken sowie 250 Werke auf Papier. Selbstbildnis Florenz ist das einzige in Öl gemalte Selbstbildnis in der Sammlung. Das frühe Selbstbildnis nimmt im Schaffen Beckmanns eine besondere Rolle ein – zum ersten Mal stellt er sein Selbstverständnis als Künstler im 20. Jahrhundert in einem Gemälde dar. Beckmann präsentiert sich elegant gekleidet und mit selbstbewusstem Blick vor einem Fenster mit Blick auf die toskanische Stadt Fiesole. Er inszeniert sich als Künstler und Mitglied der gehobenen Gesellschaft am Anfang einer vielversprechenden Karriere.

Kurz vor der Entstehung des Werkes hatte Beckmann den Ehrenpreis des deutschen Künstlerbundes für sein Gemälde „Junge Männer am Meer“ (1905) erhalten, verbunden mit einem Stipendium in der Villa Romana in Florenz. Während seines Aufenthaltes in Florenz fertigte Beckmann sieben Gemälde an, das Selbstbildnis Florenz gilt als das künstlerisch bedeutendste von ihnen. Im Jahr der Entstehung des Selbstbildnisses wurde Beckmann Mitglied der der Künstlergruppe Berliner Secession und festigte seinen Einfluss im deutschen Kunstgeschehen. Der Erste Weltkrieg unterbrach die Karriere Beckmanns. In den 1920er Jahren nahm er eine Lehrtätigkeit am Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main an, aus der er 1933 erzwungen entlassen wurde. 1937 floh Beckmann – von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert – aus Deutschland. Er emigrierte nach Amsterdam und in die USA, wo er 1950 in New York verstarb.

Während seiner gesamten Schaffenszeit setzte Beckmann immer wieder sich und seine Zeit in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Arbeit. Er erkundete in seinen Werken sein sich ständig veränderndes Ich und die Umbrüche seiner Zeit. In zahlreichen Zeichnungen, Radierungen, Lithographien, Holzschnitten sowie 35 Ölgemälden und einer Plastik hielt Beckmann sein Selbst unter sich verändernden äußeren und inneren Bedingungen fest. Im Gegensatz zu anderen Selbstbildnissen trennte sich Beckmann nie von Selbstbildnis Florenz, es verblieb im Eigentum seiner Familie. In zahlreichen Ausstellungen im In- und Ausland gezeigt, kam es 1991 als Dauerleihgabe in die Hamburger Kunsthalle.

Das nun erworbene Gemälde wird auch weiterhin dauerhaft in der Sammlung der Kunsthalle ausgestellt. Zu sehen ist das Selbstbildnis Florenz auch in der Online-Sammlung des Museums unter https://www.hamburger-kunsthalle.de/sammlung-online.

Weitere Förderer: Stiftung Hamburger Kunstsammlungen, Campe’sche Historische Kunststiftung, Hermann Reemtsma Stiftung, Ernst von Siemens Kunststiftung