Große Töne
Seit der Eröffnung des Museums der bildenden Künste im Jahre 2004 entwickelte sich die skulpturale Installation Bogomir Eckers zum Signet der Sammlung und ist dort heute nicht mehr wegzudenken: Bislang als Leihgabe des Künstlers in Leipzig, erwirbt das Museum zum 10-jährigen Jubiläum nun die Rauminstallation „Trillerpfeifen und Ghettoblaster“ dauerhaft. Ermöglicht wurde der Ankauf mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Stadt Leipzig, der Förderer des Museums der bildenden Künste Leipzig e. V., der Sächsischen Landesstelle für Museumswesen und Mitteln aus dem Nachlass von Elfriede Barthel.
Immer wieder kreisen Eckers Werke um die Thematik und das Wechselspiel von Sehen und Hören, um Kommunikation, um eine Visualisierung akustischer Phänomene. Bereits 1991 zeigte Ecker skulpturale Objekte wie Trillerpfeifen und Ghettoblaster als Bodeninstallation in der Produzentengalerie in Hamburg. In seiner Leipziger Arbeit griff der 1950 im ehemals jugoslawischen, heute slowenischen Maribor geborene Künstler diese Motive auf und hob die Skulpturen anlässlich der Eröffnung des Museums im Jahr 2004 in luftige Höhe. Insgesamt siebzehn stark vergrößerte Trillerpfeifen und abstrahierte Ghettoblaster schweben an Seilen von der Decke des großen, lichtdurchfluteten Saals. Die lackierten Eisenblechskulpturen leuchten dabei in Eckers bevorzugtem roten Farbton mit der Kennung 3003 des normierten Farbkatalogs RAL. Die Trillerpfeifen – in ihrer Überproportionalität an Pop-Art-Vergrößerungen alltäglicher Gegenstände erinnernd – sind zwar in ihrer ursprünglichen Funktion identifizierbar, eröffnen allerdings einen weiten Assoziationsraum: Vom Einsatz als lautstarkes Protestmittel bei Demonstrationen bis hin zum disziplinierenden Arbeitsgerät einer Ordnungsmacht reicht die den Triller-pfeifen innewohnende Symbolik. Und auch die Ghettoblaster – als unüberhörbare, unverwechselbare Beigabe einer jugendlichen Subkultur – werden zum Sinnbild eines Gegenentwurfs zur bestehenden gesellschaftlichen Ordnung. Gerade in ihrer akustischen, eben nicht gewalttätigen Eigenart gewinnen die Objekte in Leipzig, der Stadt der friedlichen Revolution, eine spezifische symbolische Kraft. Eckers Werk repräsentiert mittlerweile als skulpturale Ikone nicht nur das Museum der bildenden Künste, sondern gilt – ob in Publikationen der Stadt, in zahlreichen Zeitschriften und etlichen Reiseführern reproduziert – gar als ein Markenzeichen Leipzigs.
Mit dem nun gelungenen Ankauf kann „Trillerpfeifen und Ghettoblaster“ als wirkungsmächtiges räumliches Gesamtkunstwerk seine Strahlkraft für das Museum der bildenden Künste wie für die Stadt Leipzig weiter entfalten.