Große Pläne für eine große Sammlung

Theaterwissenschaftliche Sammlung – Universität zu Köln

„Die Konturen dessen, was Werner Nekes in seiner Sammlung zusammengetragen hat, lassen eine Kulturgeschichte des Sehens erkennen, die über weite Teile noch terra incognita ist. Es ist nicht nur Vor-Geschichte des Films, es ist nicht ein Teilbereich der Kunstgeschichte, es ist mehr als ein Kapitel der Wissenschaftsgeschichte. Es ist das Abenteuer des Sehens, wie es sich mit der Frühen Neuzeit entfaltet.

Der forschende ‚Sammler-Künstler‘ Werner Nekes hat mit Neugier und Sammelleidenschaft – und auch mit einer Lust an Spiel und Scherz dieser großen Geschichte des Sehens nachgespürt. Er hat die einfachen Erzählungen verkompliziert, die glauben, Mediengeschichte liefe mit evolutionärer Logik und Zielgerichtetheit ab. An ihre Stelle hat er eine eindrucksvolle Fülle von Phänomenen gestellt, die er selbst theoretisch wie praktisch beforscht und bespielt hat.

Der Übergang von einer solchen individuellen Sammlung in eine öffentliche Sammlung, ein Vorgang, der auch Institutio­nalisierung bedeutet, ist nicht einfach nur eine Verlagerung, sondern im umfassenden Sinn eine Transformation. Eine Übersetzung. Die Konstellation mit drei gemeinsam erwerbenden Institutionen, die wir dafür gebildet haben, ist auch ein Versuch, der Vielschichtigkeit und Vielstimmigkeit der Sammlung einen vergleichbar komplexen Resonanzraum zu bieten. Dabei geht es nicht darum, die Sammlung wie eine Beute in die Höhle zu schleppen, sondern sie zu zeigen, zu befragen, zu beforschen, sie zum Leuchten und zum Funkeln zu bringen. Dazu gehören Ausstellungen, Forschungsseminare und -kolloquien sowie Forschungsformate wie Graduiertenkollegs oder Forschergruppen.“

Prof. Dr. Peter W. Marx, Direktor

 

Film­museum Potsdam

„Wir sind das älteste Filmmuseum Deutschlands, seit 2011 sind wir ein Institut der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF und bewahren, erforschen und präsentieren weit mehr als das filmische Erbe der über 100-jährigen Geschichte des Medien­standortes Babelsberg mit Ufa, DEFA und aktuellen Produktionen. Die wachsenden Sammlungen beziehen 2022 einen 6.000 qm großen Depotneubau am Medienstandort direkt neben der Filmuniversität. Zwei Schaudepots und reiche Kapazitäten für Lehre und Forschung schaffen eine moderne Schnittstelle zwischen Archiv, Wissenschaft und Öffentlichkeit.

Im neuen Sammlungsbau werden auch Schaudepots für historische Filmtechnik/Kinotechnik und Set Design/3D mit dem Schwerpunkt auf Filmtrick eingerichtet. Mit der Weitergabe historischen Wissens und einem haptischen Erfahren verfolgen wir dort das Prinzip des Nekes’schen Denkens. Materielles und immaterielles Kulturerbe werden präsentiert. Das Vermitteln auch von historischen Berufspraxen (z.B. 35mm-Filmvorführer) sowie die direkte menschliche Ansprache (auch durch bürgerwissenschaftliche Methoden) sind uns sehr wichtig – ähnlich dem Konzept von Werner Nekes.

Die Sammlung Nekes wird eine Einbettung in die Lehre und Forschung der Filmuniversität Babelsberg erfahren. Filmtechnik und Pre-Cinema, also die Geschichte des Sehens, ermöglichen dann die Korrespondenz von Objekten der Sammlung Nekes mit seltenen filmkinematographischen Apparaten im ‚Altbestand‘ des Filmmuseums. Eine Lab-Zone mit technischen Artefakten und Funktionsmodellen wird eingerichtet: Die Wunderkammer als Kosmos des Sammler-Denkens von Werner Nekes wird sinnlich erfahrbar – vom Schattenspiel bis zum touristischen Kieker des 20. Jahrhunderts. Ein ‚Gesamtkunstwerk‘ hoffentlich.“

Christine Handke, Direktorin, und Dr. habil. Ralf Forster, Sammlungsleiter

 

DFF – Deutsches Film­institut & Filmmuseum, Frankfurt a. M.

„Die Zusammenarbeit dieser drei Häuser ermöglicht eine dynamische Zukunft für die Sammlung Werner Nekes und eröffnet neue Wege des gemeinsamen Zugangs, der Bewahrung, Forschung und Ausstellung. Dies wäre nicht möglich gewesen, wenn eine einzelne Institution mit dieser Aufgabe betraut gewesen wäre. Kooperationen wie die unsere sind daher die Zukunft für große enzyklopädische Sammlungen. Ziel ist, die notwendigen Ressourcen sicherzustellen, die dafür sorgen, dass die Sammlung Werner Nekes ein lebendiges Archiv bleibt, das der Öffentlichkeit und Wissenschaft sowohl persönlich als auch digital zugänglich ist.

Wir haben weitreichende Erfahrungen mit der Ausstellung von Exponaten zur Vor- und Frühgeschichte des Kinos. Wir haben die einzige Dauerausstellung in Deutschland, die bereits jetzt auf einer ganzen Etage mit einer interaktiven Schau jene Themen und Objekte präsentiert, die Werner Nekes zeitlebens umgetrieben haben. Er selbst hat das DFF vor der Eröffnung des Deutschen Filmmuseums, 1984, zu diesem wichtigen Feld der Film- und Kinogeschichte beraten. In diesen schönen Ausstellungsräumen – doch nicht nur hier – werden künftig Exponate aus der Sammlung zu sehen sein. Jeder der drei Partner wird diese ‚Schätze‘ in seinem eigenen Bundesland verfügbar machen und ausstellen. Gemeinsam geben wir eine Publikation zur Sammlung heraus und kuratieren eine große, nationale Ausstellung, die international auf Tour geht. Natürlich wird es auch Leihgaben weltweit an bedeutende Museen geben.“

Ellen M. Harrington, Direktorin