Görlitzer Sammelleidenschaft

Seit Beginn der 1940er Jahre nennt die Stadt Görlitz die einzigartige Grafiksammlung des Gelehrten Carl Adolph Gottlob von Schachmann (1725-1789) ihr Eigen. Bestehend aus mehr als 500 Druckgrafiken und ca. 100 eigenhändigen Zeichnungen bildet sie ein überschaubares, in sich geschlossenes Konvolut mit bedeutenden Werken namhafter Künstler des 17. und 18. Jahrhunderts wie François Boucher, Antoine Watteau oder Caspar Netscher. Weitgehend unbeschadet überstand die Sammlung den II. Weltkrieg und bereichert bis heute – vollständig erhalten – den Bestand des Graphischen Kabinetts des Kulturhistorischen Museums Görlitz.
Als aufgeklärter Gelehrte begeisterte sich Carl Adolph Gottlob von Schachmann vor allem für Altertumskunde und bildende Kunst. Er sammelte neben französischen, nieder-ländischen und deutschen Stichen auch Medaillen und Münzen, ließ archäologische Grabungen durchführen und stand im regen Austausch mit Dresdner Künstlern. Auch selbst übte er sich in Zeichnungen und Radierungen, deren Sujets sich von Landschafts-studien bis hin zu Porträts erstreckten. Auf seinem 1766 eigens errichteten Schloss Königshain fanden die stetig wachsenden Sammlungen und seine umfassende Bibliothek Platz. Zeitweise in Vergessenheit geraten, schlummerte die Mehrzahl der wertvollen Grafiken im Museumsdepot noch in jenem Zustand, in dem sie auf Schloss Königshain im Jahre 1941 vorgefunden wurden. Finanzielle und technische Mittel für eine fachgerechte Restaurierung fehlten. In Folge drohten Verschmutzungen, Stauchungen und Falten das wertvolle Konvolut – eine der wenigen erhaltenen adligen Grafikkollektionen der Spätaufklärung – langfristig zu beschädigen.
Der Freundeskreis der Kulturstiftung der Länder zögerte daher nicht lange, als das Kulturhistorische Museum in Görlitz um Hilfe bat. Durch die großzügige finanzielle Unterstützung ermöglichte der Freundeskreis die Restaurierung und Konservierung der Blätter. Im Anschluss an dieses umfangreiche Projekt sollen alle Werke erstmals der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.