Glückliche Rückkehr nach 200 Jahren

Johannes Klinckerfuß, Schreibsekretär, um 1804
Johannes Klinckerfuß, Schreibsekretär, um 1804

Zu seiner glanzvollen Sommerresidenz ließ König Friedrich I. von Württemberg Schloss Ludwigsburg um 1800 ausbauen. In frühem klassizistischen Stil, an der Schwelle zum neuen französischen Empire, gestaltete der erste Herrscher des neuen Königreichs Württemberg sein Schloss und verpflichtete kurz darauf um 1804 den berühmten württembergischen Hofebenisten (der damalige Begriff für Kunsttischler) Johannes Klinckerfuß (1770–1831) für die Herstellung zweier Schreibschränke im königlichen Schreibzimmer. Im kunstvollen Dialog von Wanddekor, Malerei und Einrichtung schuf Klinckerfuß zwei Meisterwerke aus westindischem Mahagoni, Eichenholz, Messing und Bronzeappliken nach dem Vorbild des kaiserlich napoleonischen Geschmacks. Eines dieser kostbaren und aufwendig gefertigten Beispiele der württembergischen Möbelkunst kehrt nun nach 200 Jahren auf Schloss Ludwigburg zurück und trifft auf sein dort noch vorhandenes Pendant. Aus dem Kunsthandel gelang den Staatlichen Schlössern und Gärten Baden-Württemberg der Ankauf des Schreibschranks mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Stuttgart.

Der Schreibschrank gelangte nach dem Tod König Friedrichs I. zunächst nach Schloss Friedrichshafen, später ins Neue Schloss Stuttgart. In der Mitte des 19. Jahrhunderts verliert sich seine Spur, bevor er vor wenigen Jahren auf dem Kunstmarkt auftauchte. Der Erwerb für Schloss Ludwigsburg ist ein Glücksfall, planen die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg doch für die nächsten Jahre die umfangreiche Rekonstruktion der Schlosseinrichtung der frühen königlichen Einrichtungsphase unter Friedrich I., um die fürstliche Wohnkultur wieder auferstehen zu lassen. So wird sich den Besuchern des Schlosses zukünftig das Schreibzimmer des Königs als ursprüngliches Gesamtkunstwerk präsentieren.

Das zentrale Medaillon des Möbels zeigt eine lesende Frauengestalt zwischen Öllampe und Globus, die als Allegorie des Studiums (l’Étude) als Verweis auf das Studium der Philosophie und der Naturwissenschaften fungiert – sie steht damit programmatisch für die zentrale Botschaft der Aufklärung – die Eigenverantwortlichkeit für Erkenntnis und Handeln.

Johannes Klinckerfuß trat nach einer Lehre in Nauheim 1789 in die Möbelmanufaktur David Roentgens ein. Dort wurde er bald zum herausragenden Mitarbeiter der Neuwieder Manufaktur des damals bedeutendsten deutschen Ebenisten Roentgen. Klinckerfuß entwickelte sich später zum frühesten und wichtigsten Vertreter des deutschen Empire-Stils.