Das Gemälde „La Promenade. Le Square des Batignolles“ des französischen Malers Édouard Vuillard (1868–1940) bleibt im Rahmen einer fairen und gerechten Lösung im Sinne der Washingtoner Prinzipien bezüglich NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts im Clemens Sels Museum in Neuss. Mit den Erben des ursprünglichen, während der deutschen Besatzung Frankreichs als Juden verfolgten Eigentümers Armand Dorville wurde eine Entschädigungsvereinbarung getroffen. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 75.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Mit dem Restitutions- und Entschädigungsverfahren kommt das Clemens Sels Museum seiner Verantwortung nach, historisches Unrecht aufzuarbeiten sowie das Wirken und das Schicksal des antisemitisch verfolgten Kunstsammlers Armand Dorville in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Die Kulturstiftung der Länder hat daher sehr gern den Rückkauf des für die Sammlung des Museums so bedeutenden Gemäldes von Édouard Vuillard unterstützt.“
Das in den Jahren 1898/99 entstandene Gemälde aus der Epoche des Postimpressionismus hatte sich seit dem Ankauf aus einer Pariser Kunsthandlung 1962 in der Sammlung des Museums befunden. Im Zuge der Provenienzforschung wurde festgestellt, dass das Bild – zusammen mit weiteren Kunstwerken aus dem Besitz des 1941 verstorbenen Rechtsanwalts und Kunstsammlers Armand Dorville – 1942 bei einer Versteigerung in Nizza veräußert wurde. Die Auszahlung des Auktionserlöses blieb Erbinnen und Erben verwehrt; fünf von ihnen wurden aus Frankreich deportiert und in Auschwitz ermordet. Im Dezember 2021 erfolgte per Ratsbeschluss der Stadt Neuss die Restitution an die heutige Erbengemeinschaft. Nach dem Rückkauf im Rahmen der Entschädigungsvereinbarung durch die Stadt Neuss wurde das Gemälde heute in einem feierlichen Akt durch einen Vertreter der Erbengemeinschaft dem Clemens Sels Museum übergeben.
Edouard Vuillard gehörte zu der 1889 in Paris gegründeten Künstlergruppe „Nabis“ (Hebräisch: „Propheten“), die beeinflusst war vom französischen Symbolismus, den englischen Präraffaeliten sowie dem japanischen Farbholzschnitt. „La Promenade. Le Square des Batignolles“ zeichnet sich insbesondere durch die für Vuillard typische Ausschnitthaftigkeit der Komposition und das alltägliche Sujet aus. Das schmale Hochformat ist charakteristisch für die „Nabis“, die sich an flächendekorativen Arbeiten der japanischen Kunst orientierten. Das Gemälde wird künftig in der Dauerausstellung des Clemens Sels Museums zu sehen sein und fügt sich thematisch in den Sammlungsschwerpunkt des Symbolismus ein, der in dieser Form einzigartig in der deutschen Museumslandschaft ist.
Weitere Förderer: Bezirksregierung Düsseldorf