Das Franz-Liszt-Museum Bayreuth erwirbt eine 1843 im Hamburger Atelier von Hermann Biow entstandene Daguerreotypie, bei der es sich um die früheste fotografische Darstellung des Komponisten auf dem Zenit seiner Pianistenkarriere handelt. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf aus dem Privatbesitz Ernst Burgers mit 33.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Das Bild von Franz Liszt, aufgenommen von Hermann Biow, ist von außerordentlichem kulturhistorischen Wert. Es handelt es sich um die erste Daguerreotypie eines der bedeutendsten Klaviervirtuosen in Europa, die früheste fotografische Darstellung eines Musikers überhaupt, aufgenommen von dem möglicherweise bedeutendsten Daguerreotypisten seiner Zeit. Ich freue mich, dass die Kulturstiftung der Länder an dessen Erhalt und Verbleib am authentischen Ort mitwirken konnte.“
Das kleinformatige Bild (oval, 76 x 92 mm) ist die einzige Fotografie Franz Liszts aus seiner Virtuosenzeit. Sie entstand kurz nach der Erfindung der Daguerreotypie im Hamburger Atelier von Hermann Biow. Bei einer Daguerreotypie – benannt nach ihrem Erfinder Louis Jacques Mandé Daguerre – handelt es sich um eine silberbeschichtete polierte Kupferplatte, die unmittelbar vor der Aufnahme mit Joddämpfen lichtempfindlich gemacht wurde. Daguerreotypien sind immer Unikate, da es keine Negative und somit keine Abzüge gibt. Der Erhaltungszustand der aus dem Privatbesitz des Münchner Liszt-Biografen Ernst Burger angekaufte Porträtdaguerreotypie ist tadellos. Wie zur damaligen Zeit üblich, ist das Bild in ein rundes Medaillon gefasst. Der Komponist ist in einem für die Mitte des 19. Jahrhunderts typischen Atelierambiente abgebildet.
Hermann Biow (um 1804–1850) war Schriftsteller und Porträtmaler und avancierte zu einem der ersten Fotografen in Hamburg. Er gilt zudem als einer der bedeutendsten deutschen Fotografen seiner Zeit. Der umfangreichste Bestand seines fotografischen Schaffens befindet sich in der Sammlung des Museums für Kunst und Gewerbe in Hamburg. Weitere Aufnahmen sind sonst nur im Museum Ludwig Köln und in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden nachweisbar.
Die Sammlung des 1993 gegründeten Franz-Liszt-Museums in Bayreuth besteht zu einem wesentlichen Teil aus Objekten der ehemaligen Privatsammlung Ernst Burgers. Das Museum befindet sich im Sterbehaus Franz Liszts, in unmittelbarer Nachbarschaft des Hauses Wahnfried (Richard Wagner Museum). Die Aufgabe des öffentlichen kommunalen Museums ist die Dokumentation und Vermittlung von Leben, Persönlichkeit und Schaffen Franz Liszts (1811–1886), der eine zentrale Figur in der europäischen Musikgeschichte des 19. Jahrhunderts ist. Die Sammlung Ernst Burger wurde bereits 1988 durch die Stadt Bayreuth erworben und war bis dahin die international bedeutendste Privatsammlung von Lisztiana. Die erworbene Daguerreotypie stammt ursprünglich aus der Sammlung des renommierten Kunsthändlers Joseph Maillinger, die heute im Münchner Stadtmuseum aufbewahrt wird. Sie gelangte vermutlich durch die Heirat Ernst Burgers mit einer Nachfahrin der Familie Maillinger 1972 in den Familienbesitz Maillinger-Burger. Das Porträt des Komponisten wird einen zentralen Platz in der Dauerausstellung des Franz-Liszt-Museums erhalten.
Weitere Förderer: Ernst von Siemens Kunststiftung, Oberfrankenstiftung