Forschungen und Perspektiven
Auf der Festveranstaltung im Bode-Museum und dem Kolloquium in der Akademie der Künste berichten renommierte Experten von ihren neuesten Forschungsergebnissen in Bezug auf kriegsbedingt verlagerte Kulturgüter. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens ihrer gemeinsamen Initiative wollen die Museen mit der zweitägigen Veranstaltung ein klares Zeichen für den Kulturdialog zwischen Deutschland und Russland setzen. Der zentrale Auftrag des DRMD lautet, die verschlungenen Wege zu ergründen, die Millionen von Kunstwerken in Deutschland wie in der Sowjetunion als Folge des Zweiten Weltkriegs nahmen. Die Transparenz und Zugänglichkeit der Sammlungen für die wissenschaftliche Forschung ist essenziell und wird von beiden Seiten sehr begrüßt. Erklärtes Ziel des DRMD ist es, weitere gemeinsame Ausstellungsvorhaben vorzubereiten bzw. zu initiieren. „Entscheidend ist, dass wir die Objekte in den wissenschaftlichen Diskurs zurückbringen und in Ausstellungen der Öffentlichkeit präsentieren können. Es hat sich bewährt, dass wir politische Fragen außen vor lassen. Transparenz und Aufklärung ist das Gebot der Stunde. Ich danke den russischen Kollegen für die vertrauensvolle Zusammenarbeit, die intensiver ist als je zuvor“, sagte Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Sprecher des DRMD auf deutscher Seite.
Der DRMD benötigt weiterhin den freien Zugang für Forscher zu Depots und Unterlagen in Museen, Bibliotheken und Archiven, um die Kulturgutverluste beider Länder und die Geschichte der Sammlungen in und nach dem Zweiten Weltkrieg weiter aufklären zu können. Ein bis zu neun Experten umfassendes Wissenschaftlerteam des DRMD befragt Zeitzeugen und wertet seit 2008 öffentliche und private Archivbestände sowie Transportlisten der sowjetischen Trophäenbrigaden aus. Durch diese Erkenntnisse lassen sich tausendfach die Wege verlorener und vermisster Kunstwerke und Kulturgüter rekonstruieren. „Unsere jahrelange Provenienzrecherche beweist nun, was Forscher seit Jahren bereits vermuteten: Bei weitem nicht alle verlorenen Objekte der deutschen Sammlungen sind in Russland oder den anderen Nachfolgestaaten der Sowjetunion zu lokalisieren. Die Verlustgeschichte der deutschen Museen muss teilweise neu geschrieben werden“, sagte Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder in Berlin.
Die Teilnehmer erörtern neue Forschungsergebnisse des DRMD in Podiumsdiskussionen und Fachvorträgen. Aus Russland werden u. a. Michail Piotrowski, Generaldirektor der Staatlichen Eremitage, St. Petersburg, Marina Loschak, Direktorin des Staatlichen Puschkin-Museums für Bildende Künste, Moskau, Natalja Grigorjewa, Direktorin des Staatlichen Museums Nowgorod, Elena Kalnitskaya, Direktorin des Staatlichen Schlossmuseums Peterhof, sowie Karina Dmitriewa, Allrussische Staatsbibliothek für Ausländische Literatur M. I. Rudomino Moskau, erwartet. Sie treffen mit ihren deutschen Kolleginnen und Kollegen zusammen: Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Isabel Pfeiffer-Poensgen, Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, Britta Kaiser-Schuster, Leiterin des DRMD, Regine Dehnel, Leiterin der Arbeitsgruppe „Kriegsverluste deutscher Museen“, Wolfgang Eichwede, ehemaliger Leiter der Arbeitsgruppe „Russische Museen im Krieg“, Uwe M. Schneede, Vorstand Deutsches Zentrum Kulturgutverluste, Gilbert Lupfer, Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Martin Eberle, Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Jeanine Meerapfel, Präsidentin der Akademie der Künste, Berlin, sowie zahlreiche weitere Provenienzforscher und Museumsdirektoren.
Die Teilnahme an der Konferenz ist nur auf Einladung möglich. (Участие в конференции возможно только по приглашению)