Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Es ist ein Glücksfall, dass dieses für verschollen gehaltene und künstlerisch herausragende Gemälde aufgetaucht ist und für Schloss Oranienbaum erworben werden konnte. Gerrit van Honthorsts ‚Prinz Wilhem von Oranien-Nassau und drei seiner Schwestern‘ steht für die dynastische Verbindung der Niederlande mit dem Fürstentum Anhalt-Dessau seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert. Künftig kann es am authentischen Ort ausgestellt, untersucht, der Öffentlichkeit vermittelt und der Forschung zur Verfügung gestellt werden.“
Das Gruppenporträt soll künftig dauerhaft im Festsaal des Schlosses Oranienbaum in einem authentischen Sammlungszusammenhang gezeigt werden. Es zeigt die vier ältesten Kinder des Statthalters der Niederlande, Frederik Hendrik von Oranien-Nassau (1584-1647) und der Amalie zu Solms-Braunfels (1602-1675): Wilhelm (II., 1626-1650), Louise Henriette (1627-1667), Isabella Charlotte (1632-1642) und Albertine Agnes (1634-1696). Van Honthorst fertigte das 145,5 x 140 cm große Bild 1635 mit Öl auf Leinwand, er signierte und datierte es unten recht mit „GHonthorst/163(5)“.
Gerrit van Honthorst war ein Anhänger des italienischen Malers Caravaggio und zählte zu den Utrechter Caravaggisten. Er war zudem einer der erfolgreichsten Porträtmaler seiner Zeit in Nordeuropa. Seit 1627 war er nachweisbar für den Hof des niederländischen Statthalters tätig. Nach seinem England-Aufenthalt (1628) gehörten die Oranier zu seinen wichtigsten Auftraggebern. Neben seinem Atelier in seiner Heimatstadt Utrecht unterhielt er auch ein Studio in Den Haag, in dem er den Großteil seiner Arbeiten für den Hof fertigte.
Das Gemälde befand sich bis 1676 im Besitz von Frederik Hendrik von Oranien-Nassau und Amalie von Solms-Braunfels, und wurde in Palais Noordeinde in Den Haag aufbewahrt. Im Zuge der oranischen Heiratspolitik gelangte es vermutlich im späten 17. Jahrhundert nach Anhalt-Dessau und verblieb dort bis mindestens 1937; unter anderem befand es sich mehrere Jahre lang im Herzoglichen Stadtschloss Dessau. In den Nachkriegswirren um 1945 ging das Gemälde verloren. Zwischen 1945 und 1950 erwarb es dann Josef Kaiser (1862-1950, Gründer von Kaisers Kaffee, später: Kaiser’s Tengelmann). Im Erbgang ging es 1950 an seine Tochter Elsie Kaiser, verh. Westermann, über und verblieb dort bis 2022. Im Werkverzeichnis von 1999 galt das Gemälde als verschollen. Die Kulturstiftung Dessau-Wörlitz erwirbt das Werk nun von den Geschwistern Robert und Susanne Westermann (den Erben nach Josef Kaiser).
Weitere Förderer: Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Land Sachsen-Anhalt, Ernst von Siemens Kunststiftung