Ein europäisches Programm im Wandel

An den grundsätzlichen Zielen des Programmes „Kulturhauptstädte Europas“ hat sich seit dessen Initiierung nichts geändert: Das Programm soll dienen, den Reichtum und die Vielfalt der Kulturen in Europa herauszustellen sowie die Gemeinsamkeiten und das Zugehörigkeitsgefühl zu einem gemeinsamen Kulturraum zu fördern. In diesem Geiste Melina Mercouris wurde das Projekt 1985 vom Rat der Europäischen Gemeinschaft ins Leben gerufen und stellte sich in der Folge als Erfolgsmodell heraus, dem bis heute große Wertschätzung in der Bevölkerung entgegen gebracht wird.

Die Europäische Kommission beschreibt in Ihrem Informationsblatt folgendermaßen die Intention und Wirkung des Programms: „Die Idee ist, die Städte in den Mittelpunkt des kulturellen Lebens in ganz Europa zu stellen. Durch Kultur und Kunst verbessern europäische Kulturhauptstädte die Lebensqualität in diesen Städten und stärken ihr Gemeinschaftsgefühl. Die Bürgerinnen und Bürger können an den Aktivitäten des Jahres teilnehmen und eine größere Rolle bei der Entwicklung und dem kulturellen Ausdruck ihrer Stadt spielen“. Gleichzeitig trägt das Programm zur Entwicklung nachhaltiger Kulturstrategien in den jeweiligen Städten bei.

 

Seiner Gründungsidee verpflichtet wurde das Programm beständig weiterentwickelt. Zunächst wurde je eine Stadt pro Jahr von den Regierungen der Mitgliedsstaaten zur Kulturhauptstadt Europas (bis 1999 Kulturstadt Europas) ernannt. Anfänglich beschränkten sich die Vorgaben der Europäischen Gemeinschaft allein auf die organisatorischen Rahmenbedingungen, die Entscheidungshoheit über die ausrichtenden Städte lag allein bei den jeweiligen Nationalstaaten. Bis 1999 waren es vor allem Hauptstädte wie Athen, Amsterdam, Paris, Dublin, Madrid, Lissabon, Luxemburg, Kopenhagen oder Stockholm, Metropolregionen wie Berlin, Glasgow, Antwerpen und Thessaloniki oder auch kulturhistorisch hoch bedeutende Orte wie Florenz und Weimar, die den Titel verliehen bekamen.

Erweiterung des Programmes

In dem Beschluss 1419/1999/EG wurde das Programm strukturell neu ausgerichtet und zu einer Gemeinschaftsaktion erhoben. Die Initiative bekam den neuen Namen „Kulturhauptstadt Europas“ und es wurde ein chronologisches Rotationsprinzip für die Jahre 2005 bis 2019 festgelegt. Insbesondere das Auswahlverfahren erfuhr massive Veränderungen. Nicht mehr die jeweiligen Länder, sondern ein europäisches Panel bewertete ab diesem Zeitraum die von den Mitgliedsstaaten vorgeschlagenen Städte.

Um den 2004 der Europäischen Union beigetretenden mittel- und osteuropäischen Staaten eine Teilnahme zu ermöglichen, wurde der Beschluss 649/2005/EG umgesetzt. Ab 2007 wurden jährlich zwei Kulturhauptstädte Europas benannt, eine aus den alten und eine aus den neuen europäischen Mitgliedsstaaten.

Eine weitere Änderung im Regelwerk kam den Städten zugute, die ab 2007 zur Kulturhauptstadt Europas gekürt wurden. Zur weiteren Verbesserung des Auswahlprozesses wurde am 24. Oktober 2006 der Beschluss 1622/2006/EG verabschiedet. Der Beschluss stärkt die europäische Dimension, fördert den Wettbewerb zwischen den Bewerberstädten innerhalb der Mitgliedsstaaten und sieht eine stärkere Unterstützung der ausgewählten Städte in der Vorbereitungsphase vor.

Für den Zeitraum 2020 bis 2033 haben das Europäische Parlament und der Rat der Europäischen Union in dem Beschluss Beschluss Nr.445/2014/EU die Ziele, Kriterien und das Auswahlverfahren weiter aktualisiert. Unter anderem wurde darin der Zeitplan für die Mitgliedsstaaten bis 2033 festgelegt. Eine zentrale Neuerung ist, dass ab 2020 alle drei Jahre EU-Beitrittskandidaten und EFTA/EWR-Staaten, die sich am Programm Kreatives Europa der Europäischen Kommission beteiligen, die Möglichkeit haben, sich ebenfalls um den Titel zu bewerben.

Deutsche Kulturhauptstädte Europas

Drei deutsche Städte waren bereits Kulturhauptstadt Europas. Als erste deutsche Stadt hatte West-Berlin den Titel 1988 inne. 1999 konnte Weimar als Kulturhauptstadt Europas mit Fokus auf die Weimarer Klassik die europäische Geistesgeschichte zum Leben erwecken und diese nach dem Mauerfall einer breiten europäischen Bevölkerung wieder zugänglich machen. Die Ruhr.2010 steht noch heute für den Wandel der gesamten Region um Essen von einer Industrie- zur Kulturgesellschaft.

Nähere Informationen zum nationalen Auswahlverfahren für die Kulturhauptstadt Europas 2025 in Deutschland finden Sie hier.