Bilder vom Bauhaus

Für die Stiftung Bauhaus Dessau war es eine unwiederbringliche Gelegenheit: Mit Unter­stützung der Kulturstiftung der Länder, des Beauftragten der Bundes­re­gie­rung für Kultur und Medien, der Ernst von Siemens Kunststiftung, von Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt und des Landes Sachsen-Anhalt gelang jetzt der Ankauf ei­ner um­fangreichen Sammlung von Bauhaus-Fotografien aus Privatbesitz. Die ins­gesamt 59 Fotografien aus allen Phasen des Bauhauses mit Schwer­punkt auf den Jahren 1928 bis 1931 stammen von Bauhaus-Meistern und -Schülern, u. a. von Her­bert Bayer, Katt Both, Paul Citroen, T. Lux Feininger, Werner David Feist, Kurt Kranz, Hannes Meyer, László Moholy-Nagy und Lotte Stam-Beese.

Sie dokumentieren als kostbare historische Zeugnisse Leben und Unterricht am Bauhaus, sie zeigen Studierende des Bauhauses, die Bauhaus-Bühne, die Bauhaus-Gebäude und die Produkte des Bauhauses. Etliche Werke gelten als Inkunabeln der „Neuen Fotografie“: Herausragend sind die drei Vintage-Abzüge von László Moholy-Nagy – sein fotografisches Hauptwerk „Blick vom Berliner Funkturm“ (1928) und die Negativ-Positiv-Abzüge einer Ansicht vom „Baumbeschneiden“ (1928/29). Berühmt sind außerdem die sehr seltenen Fotos von Herbert Bayer, „Blick vom Pont Transbordeur in Marseille“ (1928), von Werner David Feist „Mann mit Pfeife“ und „Naf Rubinstein – Der Schrei“ (1929), von Grit Kallin-Fischer „Freddo Bartolucci“, von Katt Both das Werbefoto „Atikah-Cigarettes“, von Paul Citroen das „Portrait Umbo“ (1926) und die Fotomontage von Kurt Kranz „Perso­nen/Sphären“ (1931). Auch die Gruppe von elf Fotografien T. Lux Feiningers (1927/28) zählt zu den Schätzen der Neuerwerbung. Lediglich vier Fotografien der Sammlung sind ein zweites Mal in einem deutschen Museum (Bauhaus-Archiv Berlin) vorhanden. Die Fotografien stammen aus der Sammlung Tho­mas Walther in Vaduz, sie bergen für die zukünftige Forschung wertvolles historisches und bildliches Quellenmaterial. Auch für die Neuausrichtung der Stiftung Bauhaus Dessau, die verstärkt das Erbe des historischen Bauhauses der Öffentlichkeit vermitteln möchte, bildet der Ankauf die Chance, ein bisheriges Defizit mit einem Schlag zu beheben – verfügt die Stiftung doch jetzt über eine international erstklassige Sammlung der Bauhaus-Fotografie.

Inspiriert von László Moholy-Nagys Manifest „Malerei – Photographie – Film“ (1925) und der Integration der Fotografie in die Grundlehre von Moholy-Nagy und Josef Albers entwickelte sich am Bauhaus eine neue ästhetische Bildsprache, die im experimentellen Umgang mit Licht und Form geprägt ist von Präzision und Sachlichkeit. 1929 wurde am Bauhaus die erste Fotoklasse eingerichtet.