Max John bleibt in Freiburg
Im Freiburger Museum für Neue Kunst ist das „Bildnis Max John” von Otto Dix aus dem Jahr 1920 ein Höhepunkt der Sammlung deutscher Kunst des frühen 20. Jahrhunderts. Seit 1959 – damals wurde es auf einer Auktion des Stuttgarter Kunstkabinetts ersteigert – befand es sich im Besitz der Stadt Freiburg im Breisgau. Im Jahr 2007 stellte die Erbin des Voreigentümers Dr. Fritz Salo Glaser ein Restitutionsbegehren an die Stadt Freiburg. Darauf folgende eingehende Provenienzforschungen sprechen dafür, dass der Dresdner Sammler das Gemälde in den 1940er Jahren verfolgungsbedingt veräußern musste. So entschied sich die Stadt Freiburg zur Restitution, konnte nun aber eine gütliche Einigung mit den Erben erzielen, die dem Museum das Bildnis zu einer Ausgleichszahlung überlassen. Die Kulturstiftung der Länder unterstützte neben dem Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Ernst von Siemens Kunststiftung den Ankauf. Das Meisterwerk der klassischen Moderne bleibt so dem Freiburger Museum erhalten.
Otto Dix (Gera 1891 – 1969 Singen) war nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg 1919 zusammen mit Conrad Felixmüller Gründungsmitglied der Dresdner Sezession. 1919 bis 1922 hielt er sich in Dresden auf, 1925 ging er nach Berlin und wurde ein Wegbereiter der „Neuen Sachlichkeit“. Von 1927 bis 1933 hatte er eine Professur an der Dresdner Kunstakademie inne, bevor er von den Nationalsozialisten entlassen wurde. 1937 wurden zahlreiche Werke Otto Dix’ in der Propaganda-Ausstellung „Entartete Kunst“ in München gezeigt.
Zwei Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs spiegelte das Porträt von Otto Dix die Schrecken des Krieges, aber auch die gesellschaftlichen Umwälzungen im Dresden der Nachkriegszeit. „Kunst machten die Expressionisten genug. Wir wollten die Dinge ganz nackt, klar sehen, beinahe ohne Kunst“, sagt Otto Dix später über diese Zeit. Dix zeichnet den Verleger, Sammler, Kunsthändler und Drucker der Sezessionsgruppe Max John mit großer Konzentration auf den menschlichen Ausdruck. In den scheinbar deformierten Gesichtszügen des Max John vor tiefrotem Hintergrund findet Dix eine kraftvolle Metapher für diese Zeit. Mit gesellschaftskritischem Anspruch und politischer Brisanz wendet er sich in seiner Malweise von den dadaistischen und expressionistischen Anfängen ab und entwirft eine neue Form des Realismus in der Malerei. Das „Bildnis Max John“, das den Porträtierten in fast karikaturistischer Schärfe charakterisiert, zählt zu den zentralen Werken von Dix’ frühem Verismus.