Japanisches Meissen

Rote und gelbe Eichhörnchen stehlen Weintrauben, ein gelber Löwe lauert wohl­schmeckenden Vögeln auf, die sich zwischen Blumenranken tummeln, rote Drachen und Tiger bevölkern die Szenerie: Bekannte Motive japanischer Por­zellankunst begegnen einem in den kostbaren, im Kakiemon-Stil der japanischen Porzellan­maler dekorierten Meissener Porzellanen aus der Kollektion der Düssel­dorfer Privatsammler. Die jetzt mit Unterstützung der Kultur­stif­tung der Länder und des Landes Nordrhein-Westfalen angekaufte Sam­mlung von 110 Stücken – sie enthält u. a. Flakons, Schalen, Teller, Krüge, Becher und Terrinen – hat sich auf Meissener Por­zellane mit Kakiemon-Dekor des zweiten Viertels des 18. Jahr­hunderts spezialisiert. Sowohl Nachempfindungen japanischer Kompo­sitionen als auch europäische Adaptionen beliebter Dekors bis hin zum absoluten Unikat sind in der erlesenen Zusammen­stellung zu bewundern. Über die Jahre hinweg wurden von dem Sam­mlerehepaar vorab bereits immer wieder auch Objekte oder ganze Kon­vo­lute dem Hetjens-Museum geschenkt.

„Kakiemon“ (jap. für Kaki-Maler) bezeichnet heute in Europa eine auf charakte­ristische Weise dekorierte Gattung japanischer Porzellane des 17. und frühen 18. Jahrhunderts. Schnell waren diese farblich reduzierten und spannungsvoll asym­metrisch bemalten Porzellane in Europa als Alternativen zum mehrheitlich blau­weißen chinesischen Porzellan beliebt. Der exotische Reiz der mystischen Symbol­sprache, die geheimnisvollen Zeichen der Dekore und die immense Leucht­kraft der Farben faszinieren Betrachter damals wie heute. Nicht die Monu­mentalität der Stücke, sondern die Delikatesse der an Aquarell erinnernden Malerei begründe­te ihren Ruhm: August der Starke, Kurfürst von Sachsen und Begründer der Meissener Manufaktur, begann um 1710 im großen Stil asiatisches Porzellan zu sammeln und stellte dieses auch seiner Porzellanfabrik als Inspirations­quelle zur Ver­fügung.

In der Mei­ßener Fabrik gehörten Kopien von Kakiemon-Porzellan schon bald zum Ka­non der Manufaktur. Nicht die japanischen, sondern vielfach die sächsischen Spitzenstücke wurden im späten 18. Jahrhundert dann auch zum Vorbild für die Schöp­fungen anderer deutscher und englischer Manu­fakturen, was den ungeheuren Ein­fluss der sächsischen Manufaktur auf die Porzellanentwicklung in Europa be­legt. Mit dem Erwerb der Sammlung wird das Hetjens-Museum zum Mekka der Kenner und Liebhaber des Kakiemon-Dekors und kann seinen Rang als bedeu­tendes deutsches Porzellan­museum erheblich ausbauen.