Viel Feininger

Sechs Druckgrafiken und ein Aquarell von Lyonel Feininger verlor Chemnitz im nationalsozialistischen Bildersturm – 300 Werke halten nunmehr dauerhaften Einzug die Kunstsammlungen der Stadt. Schon vor über 80 Jahren hatte Chemnitz eine erste Feininger-Ausstellung gezeigt, es folgten Ausstellungen 1996 und 2006. So gibt es reichlich Anlass, Lyonel Feiningers Werke gerade dort zu sammeln, war Feininger doch darüber hinaus mit dem in Chemnitz geborenen Karl Schmidt-Rottluff befreundet, der 1915 ein Porträt von ihm schuf; beide zählten zu den durch die Nationalsozialisten als entartet diffamierten Künstlern. 32 Gemälde, 88 Zeichnungen und 348 Druckgrafiken allein von Lyonel Feininger wurden aus deutschen Museen entfernt.

Mit 300 Arbeiten – Aquarelle, Holzschnitte, Lithografien, Radierungen, Zeichnungen, Briefe und ein von Lyonel Feininger bearbeiteter Holzstock – erwerben die Kunstsammlungen Chemnitz nun mit Hilfe der Kulturstiftung der Länder, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Sparkasse Chemnitz und des Beauftragten der Bundes­regierung für Kultur und Medien die wohl weltweit größte Privatsammlung des grafischen Werkes von Lyonel Feininger, eine Sammlung, die selbst die musealen amerikanischen Kollektionen übertrifft. Harald Loebermann, der 1996 verstorbene Nürnberger Architekt, trug in über 30 Jahren zwei Drittel von Fei­ningers umfangreichem Holzschnitt-Œuvre und je ein Drittel seiner Radierungen und Lithografien zusammen. Zehn Jahre lang konnte Chemnitz die Sammlung bereits als Leihgabe bewahren.

Von der Karikatur bis zum amerikanischen Spätwerk dokumentiert die Sammlung Harald Loebermann alle Facetten von Feiningers grafischem Œuvre, zu dem auch Briefe des Künstlers an seine zweite Frau Julia gehören. Von den 405 im Werk­verzeichnis von Leona Prasse verzeichneten druckgrafischen Arbeiten gelang es dem Sammler, über die Hälfte zu erwerben und diese noch zusätzlich durch Zeich­nungen und Aquarelle aus dem Zeitraum von 1910 bis 1955 zu ergänzen.