Die Farben der Abstraktion

„Das LWL-Museum für Kunst und Kultur verfügt über eine der umfangreichsten Macke-Sammlungen. Insbesondere dieses Gemälde steht beispielhaft für die Entwicklung der Kunst vom Expressionismus hin zur Entstehung der internationalen Formensprache der Abstraktion.  Insofern gehört dieses wichtige Zeugnis der Kunstgeschichte nach Münster“, so Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.

August Macke, Farbige Formen I, 1913, 67,5 × 53,0 cm; Münster; © LWL Foto: Sabine Ahlbrand-Dornseif
August Macke, Farbige Formen I, 1913, 67,5 × 53,0 cm; Münster; © LWL Foto: Sabine Ahlbrand-Dornseif

Das abstrakte Bild aus dem Jahr 1913 ist eine Seltenheit im Werk von August Macke (1887 – 1914). Seit 1981 befand es sich als Dauerleihgabe der Familie Macke im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster. Es zeigt die Zuwendung des Malers zur abstrakten Malerei in seinen letzten Lebensjahren und ist somit ein bedeutender Schwerpunkt in der Macke-Sammlung. Die Sammlung des LWL-Museums umfasst insgesamt 29 Gemälde, 80 Skizzenbücher, Aquarelle und Zeichnungen Mackes. Bereits 2015 unterstützte die Kulturstiftung der Länder das Museum beim Erwerb des Macke-Gemäldes „Elisabeth mit Hut“.

1887 im Hochsauerland geboren, zählt August Macke zu den zentralen Künstlern des deutschen Expressionismus und neben Franz Marc, Wassily Kandinsky und Paul Klee zur Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“. Das Gemälde „Farbige Formen I“ verkörpert die Auseinandersetzung des rheinischen Expressionisten mit der französischen Avantgarde. 1912 traf Macke in Paris auf den französischen Maler Robert Delaunay. Inspiriert von dessen Zerlegung des Lichts in reine Farben und den Simultankonstrasten begann Macke 1913 seine systematische Auseinandersetzung mit Farbtheorien. Zur gleichen Zeit experimentierten auch Kandinsky und Marc mit der Ungegenständlichkeit. Mackes abstrakte Malereien tragen zu einem wichtigen Entwicklungsschritt der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“ bei und stehen symbolisch für den Scheitelpunkt zwischen Expressionismus und Abstraktion.

Macke setzte seine farbtheoretischen Ideen in nur wenigen abstrakten Werken um. Insgesamt schuf er drei „Farbige Formen“ – „Farbige Formen I“ ist das größte der existierenden Formate. Das Bild „Farbige Formen I“ zeigt die genau kalkulierte Harmonie von Kontrasten, farbigen Spannungen und Entspannungen. Geometrisch und gleichzeitig farbräumlich strukturiert, finden sich im Bild spannungsvolle Abwandlungen durch das Mischen mit der jeweiligen Nachbarfarbe.

Weitere Förderer dieser Erwerbung: Ernst von Siemens Kunststiftung, Land Nordrhein-Westfalen, Freunde des Museums für Kunst und Kultur Münster e.V.