Autor an Redakteur
Die Korrespondenz mit seinem Redakteur Gustav Karpeles bei der Zeitschrift „Westermanns Illustrierte Deutsche Monatshefte” in den Jahren 1879 bis 1890 fällt in die Zeit, als Theodor Fontane als Romanschriftsteller Weltruhm erlangte. Zahlreiche literarische Texte und Vorhaben erwähnt Fontane in diesen 23 teils sehr ausführlichen Briefen, viele Kommentare und Hinweise zu seinen ästhetischen Verfahren sind in den eigenhändigen Briefen an seinen aufmerksamen und aufgeschlossenen literarischen Gesprächspartner Karpeles zu finden, den Fontane für die Veröffentlichung seiner Texte zu gewinnen versucht. Doch lediglich die Novelle „Ellernklipp“ und ein „Wanderungen“-Kapitel „Küstrin. Die Katte-Tragödie“ werden schließlich in der damals einflussreichen Zeitschrift erscheinen. Der Redakteur und deutsch-jüdische Literaturhistoriker Karpeles wird deswegen bisweilen auch als Fontanes „Mann der verpassten Gelegenheiten“ bezeichnet. Nichtsdestotrotz stellt das jetzt mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien auf einer Gemeinschaftsauktion von Stargardt und Moirandat im November 2009 in Basel ersteigerte Konvolut eine einzigartige Quelle für die literatur- und editionswissenschaftliche Forschung dar. Es gilt als eines der wichtigen Zeugnisse der Entstehungsgeschichte Fontanescher Werke zwischen 1879 und 1895. Im Potsdamer Theodor-Fontane-Archiv, das den größten Teilnachlass Fontanes mit vielen Werkmanuskripten und 80 Prozent seiner heute bekannten Briefhinterlassenschaft beherbergt, wird derzeit eine digitale Plattform entwickelt, um sämtliche handschriftlichen Bestände der Forschung leichter zugänglich zu machen. Außerdem wird eine Edition des Fontaneschen Briefwerks vorbereitet.
Gustav Karpeles (1848-1909), Redakteur und später Feuilleton-Chef der Breslauer Zeitung, ab 1890 Redakteur und Herausgeber der Allgemeinen Zeitung des Judentums und Mitbegründer des Verbands der Vereine für jüdische Geschichte und Literatur, spielte eine wichtige Rolle in der deutsch-jüdischen Literaturgeschichte.
Theodor Fontane (1819-1898) arbeitete bis 1849 als Apotheker u. a. in Berlin. Später publizierte er als Journalist u. a. Theaterkritiken in der Vossischen Zeitung, Reiseberichte („Wanderungen durch die Mark Brandenburg“), ab 1878 veröffentlichte er Romane (u. a. „Effi Briest“, 1895, „Der Stechlin“, 1897), die weltweit große Beachtung fanden. Fontane gilt als bedeutender Vertreter des poetischen Realismus.