Das Grab des großen Stifters
Mediziner, Ratsherr, Neffe des Melanchthon-Schwiegersohnes Caspar Peucer und bedeutender Mäzen der Stadt Bautzen – Gregorius Mättig hat mit seinen Stiftungen und Wohltaten bis heute Spuren in seiner Heimatstadt Bautzen hinterlassen. So bilden viele seiner Schenkungen den Grundstock noch heutiger Sammlungen.
Mättigs monumentale Grabinschrift, das Epitaph, prangt an der Südwand des südlichen Langhausseitenschiffes des Bautzener Doms St. Petri. Das in einer mehrgeschossigen architektonischen Struktur aufgebaute Werk ist vollständig aus Holz gearbeitet und farbig gefasst. Unter der steingrauen Farbschicht des 19. Jahrhunderts liegt vermutlich eine Weißpolierfassung und darunter die primäre frühbarocke Fassung. Doch heute kennzeichnen Anobienfraß, Trockenrisse, abgebrochenes Schnitzwerk und starke Verschmutzungen den traurigen Zustand des Kunstwerks. Eine Restaurierung ist dringend erforderlich.
Das von der Witwe Barbara Mättig in Auftrag gegebene Bildwerk wurde durch den in Bautzen tätigen Bildhauer David Hübner ausgeführt. Über die Vollendung und Anbringung des Epitaphs berichtet ein Brief des Bautzener Rates an den oberlausitzischen Landvogt Curt Reinicke von Callenberg vom 19. Mai 1661. In seinem Aufbau und zahlreichen Detailformen orientiert sich das Epitaph unübersehbar am unmittelbar benachbarten Retabel des lutherischen Abendmahlaltars im Südschiff des St. Petridoms. Zugleich folgt das Werk in seiner formalen und inhaltlichen Gestaltung Arbeiten der Bildhauerkunst, wie sie an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert im Erzgebirge und im Elbtal zwischen Pirna und Torgau entstanden. Vor allem die Werkstätten der Freiberger Bildhauerfamilien Ditterich und Lorenz, die Pirnaer Schwencke-Werkstatt sowie die Werkstatt der verzweigten, in Dresden und Breslau ansässigen Bildhauerfamilie Walter setzten im ausgehenden 16. und beginnenden 17. Jahrhundert regelrecht Standards für die Gestaltung von Altarretabeln und Epitaphien.
In Bautzen wie auch in den anderen „Sechsstädten“ der Oberlausitz haben sich nur wenige großformatige Epitaphien des 17. Jahrhunderts erhalten, die dem des Gregorius Mättig in ihrem Anspruch vergleichbar wären. Und so muss das Epitaph des Gregorius Mättig heute zu den bedeutendsten frühneuzeitlichen Ausstattungsstücken der Region gerechnet werden.
Die 2007 wiederbegründete Dr. Gregorius-Mättig-Stiftung und die evangelische Kirchengemeinde St. Petri Bautzen haben nun eine Hilfsaktion zur Restaurierung des Epitaphs gestartet. Die Kosten für dieses umfangreiche und ambitionierte Vorhaben sind in einer Höhe von 65.000 Euro veranschlagt worden, so dass jede Unterstützung äußerst willkommen ist!