Noch bis 2018 war kein vollständig erhaltener Körperpanzer aus der römischen Zeit gefunden worden – der Fund in Kalkriese war folglich eine internationale Sensation. Der Schienenpanzer besteht aus mehreren Metallplatten, die zusammengesetzt eine Rüstung bilden. Über Jahrhunderte hinweg schützte die Rüstung die Oberkörper der römischen Legionäre. Der vollständig erhaltene und ausgegrabene Schienenpanzer wird in der Ausstellung „Cold Case. Tod eines Legionärs“ nun erstmals öffentlich präsentiert. Die Rüstung befindet sich in einem außergewöhnlich guten Erhaltungszustand und verspricht neue Einblicke in die römische Militärtechnik.
9 n. Chr. erlitten drei römische Legionen in der sogenannten Varusschlacht im Teutoburger Wald eine vernichtende Niederlage gegen germanische Stämme. Kalkriese als wahrscheinlicher Ort der Varusschlacht ist eines der ersten systematisch erforschten Schlachtfelder der Antike und heute noch aktiver Grabungsort. Über 2.000 Jahre nach der Varusschlacht suchen Archäologen noch immer nach Beweisen und Antworten auf Fragen nach dem Schicksal der gemanischen Stammeskrieger und der Römer.
Im Zentrum der Ausstellung steht der vollständig restaurierte und zusammengesetzte Schienenpanzer. Besucherinnen und Besucher erhalten Einblicke in die Restaurierungswerkstatt des Museums und erfahren, wie aufwendig die Freilegung des Panzers war. Aus verschiedenen Teilen Europas werden vergleichbare Funde in der Ausstellung gezeigt – sie sollen dabei helfen, die Geschichte des Schienenpanzers zu rekonstruieren. Stets präsent bleibt dabei die Frage, welches Schicksal den Panzerträger ereilte: Ließ er seine Rüstung auf dem Weg ins Quartier zurück oder wurde er Opfer eines germanischen Siegesrituals? Gefunden wurde der Schienenpanzer bei Ausgrabungen zusammen mit einer sogenannten Halsgeige – einem Fesselungsinstrument. Ein weiteres wichtiges Indiz.
Die Ausstellung rückt schwierige Themen wie Gewalt und die Präsentation menschlicher Überreste in den Fokus. Das Museum hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Menschen hinter den Überresten und Objekten ins Gedächtnis zu rufen. So wird beispielweise die Individualität der gefundenen Brustpanzerung ins Bewusstsein geholt – am Beispiel der nachgeschmiedeten der Rüstungsreplik.
Weitere Förderer: Stiftung der Sparkassen im Landkreis Osnabrück, Niedersächsische Sparkassenstiftung, Ernst von Siemens Kunststiftung, ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius, INTECON, KÜNKER
Cold Case. Tod eines Legionärs
10. Juni bis 5. November 2023
VARUSSCHLACHT im Osnabrücker Land gGmbH – Museum und Park Kalkriese
Venner Straße 69, 49565 Bramsche-Kalkriese
Öffnungszeiten: Mo-So 10-18 Uhr
Weitere Informationen: https://www.kalkriese-varusschlacht.de/museum-park/ausstellungen/cold-case-tod-eines-legionaers.html