Rauch gehört zu den bedeutendsten Vertretern des deutschen Klassizismus; das Bildnis entstand in den 1830er Jahren und kann in seinem Entstehungsprozess mit großer Sicherheit in den Archivalien zur Rauch-Werkstatt nachgewiesen werden. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 60.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Das kürzlich wiederentdeckte und Christian Daniel Rauch zweifelsfrei zugeschriebene Profilbildnis der Kronprinzessin Elisabeth von Preußen ist ein wichtiges Beispiel für die Repräsentation der preußischen Königsfamilie und der spätklassizistischen Portraitkunst durch einen der gefragtesten Bildhauer seiner Zeit nicht nur im klassizistischen Preußen. Es ist ein weiterer Baustein in der Sammlung des Hauses, anhand derer Rauch in seiner Geburtsstadt gezeigt und in Ausstellungen aber auch in der Forschung in den Kontext der europäischen Bildhauerei seiner Zeit eingebettet werden kann. Wir freuen uns, dass die Kulturstiftung der Länder erneut den Ankauf eines Werkes von Christian Daniel Rauch für das Christian Daniel Rauch-Museum unterstützen konnte.“
Christian Daniel Rauch, 1777 in Arolsen geboren, gehört neben seinem Lehrer Johann Gottfried Schadow (1764-1850) zu den Begründern der Berliner Bildhauerschule und ist einer der wichtigsten Künstler des deutschen Klassizismus. Rauch arbeitete zunächst als Kammerdiener bei König Friedrich Wilhelm II. (1744-1797). 1804 erhielt er ein Stipendium von Friedrich Wilhelm III. (1770-1840), um in Rom zu studieren. Hier gehörte er zu dem Kreis der internationalen in Rom ansässigen Künstler. Zu seinen Hauptwerken gehört das Grabmal Königin Luises von Preußen (1776-1810) im Mausoleum des Schlosspark Charlottenburg in Berlin.
Das annähernd quadratische Relief aus weißem Cararra-Marmor zeigt die geborene Prinzessin Elisabeth Ludovika von Bayern, die 1823 durch die Heirat mit dem preußischen Kronprinzen Friedrich Wilhelm IV. Kronprinzessin von Preußen wurde. Rauch zeigt die Tochter von König Maximilian I. von Bayern (1756-1825) im Profil in einem fensterartigen Rundbogen. Das Haar, am Hinterkopf zusammengebunden, fällt in weichen Locken über die Schläfe. In der erhobenen Hand hält sie ein Maiglöckchen, ihre Lieblingsblume. Oberhalb des Rundbogens befinden sich ein Löwe und ein Adler – das bayerische und das preußische Wappentier. Unterhalb des Bildnisses der Prinzessin befindet sich der lichtblaue, sorgfältig herausgearbeitete Schriftzug „Elisabeth Kronprinzessin von Preußen“.
Das Werk wurde vor 1840 von Rauch und seiner Werkstatt angefertigt. Im Bestand des Museums befindet sich bereits das Gipsmodell des Porträtreliefs als Leihgabe der Alten Nationalgalerie der Staatlichen Museen zu Berlin. Anhand des Modells und des nun erworbenen Marmorreliefs lässt sich der künstlerische Prozess in der Entstehung von Rauchs Werken anschaulich vermitteln.
Bemerkenswert an diesem Porträtrelief Rauchs ist der funktionstüchtig erhaltene Drehmechanismus des Standfußes. Auch bei anderen Beispielen dient der Fuß zur Aufstellung und Betrachtung des Reliefs, dieses ist die bisher einzige bekannte Version mit Drehfuß. Anzunehmen ist eine Ausrichtung des Porträts zur jeweiligen Lichtquelle, durch die der Marmor durchscheinend wirkte. Vergleichbar ist diese Praxis mit den zeitgleich populären „Lithophanien“, Reliefdarstellungen aus durchscheinendem Material, die ihre Wirkung im Gegenlicht – vor einem Fenster oder einer Kerze – entfalteten. Die Königliche Porzellan-Maufaktur Berlin etwa fertigte solche Porzellanreliefs Mitte des 19. Jahrhunderts an.
Das Portraitrelief wird künftig im Christian Daniel Rauch-Museum unter dem Dach des Museum Bad Arolsen ausgestellt. Das Museum verfügt den umfangreichsten Bestand von Werken größte Christian Daniel Rauchs in Deutschland (zum Teil als Leihgaben der Alten Nationalgalerie – Staatliche Museen zu Berlin. Sie werden ergänzt durch Werke seiner Zeitgenossen der Goethezeit.
Weitere Förderer: Ernst von Siemens Kunststiftung, Hessische Kulturstiftung