„Die erworbenen Werke der Brücke-Künstler stehen in enger Verbindung mit dem Landesmuseum Oldenburg. Sie sind in der Region entstanden und dokumentieren die Bedeutung des Oldenburger Landes für die Entwicklung der Künstlergruppe sowie den Einfluss, den das Wirken der Brücke-Künstler auf die lokalen Künstlerinnen und Künstler hatte. Daher freuen wir uns, dass diese Werke dauerhaft in der Sammlung im Oldenburger Land zugänglich sind“, so Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.
Das Museum erwirbt die Druckgraphiken und Aquarelle – fünf von Heckel, je eines von Schmidt-Rottluff und Ritter – aus dem Eigentum des Oldenburger Kunstvereins. Seit 1957 waren sie bereits als Dauerleihgaben im Museum deponiert. Die Werke stammen aus der Kernzeit der Brücke (1907-1911). In dieser Zeit hatten die Künstler regelmäßig den Sommer in Dangast, rund 40 Kilometer von Oldenburg entfernt, verbracht. Das Landesmuseum hatte bereits 1921 begonnen, in Dangast entstandene Werke der Brücke-Künstler anzukaufen. Damit führte es die Zielsetzung seines ersten Direktors, Walter Müller-Wulckow (1886-1964), weiter, der sich seit den 1920er Jahren stark für die Moderne engagiert hatte.
Durch die nationalsozialistische Beschlagnahmeaktion „Entartete Kunst“ hatte die Sammlung jedoch in den 1930er Jahren mehr als hundert Werke verloren. Darunter 18 Werke der Brücke-Künstler und ein Werk Ritters. Damit war ein Großteil der in Dangast entstandenen Werke der Moderne verloren gegangen. 1957, 50 Jahre nach dem ersten Besuch der Künstler in Dangast, fand anlässlich des Jubiläums im Oldenburger Schloss die Ausstellung „Maler der Brücke in Dangast“ des Oldenburger Kunstvereins statt. Die Künstler unterstützten die Ausstellung und der Kunstverein erwarb im Zuge dessen die sieben Druckgraphiken und Aquarelle.
Der Kurort Dangast und das Dangaster-Moor faszinierte die aus Sachsen stammenden Künstler Heckel und Schmidt-Rottluff. Der Wechsel der Gezeiten, die Deiche und das Marschland boten ihnen zahlreiche Motive. Die Oldenburgerin Emma Ritter war freundschaftlich mit Schmidt-Rottluff verbunden. Ihr in Dangast entstandener und nun erworbener Holzschnitt ist ein wichtiger Beleg für den Impuls, der von Heckels und Schmidt-Rottluffs Aufenthalt für das lokale Kunstschaffen ausging. Der Stil der Brücke-Künstler entwickelte sich rasant in Dangast und kühne Bildkompositionen waren das Ergebnis. Sie gingen einher mit der Vereinfachung der Form, der Spontaneität des Erfassens und der Steigerung der Farbe. Beispielsweise Heckels Aquarell und Farbkreidezeichnung von 1909 mit dem Motiv der Ziegelei dokumentiert eine wichtige Stilentwicklung auf dem Weg zum „Brücke“-Stil von 1910/11.
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Rudolf-August Oetker-Stiftung, Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur