Bildnis des Kanzlers Christian Brück bleibt in Gotha
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Das Porträt des Kanzlers Brück ergänzt die bedeutende Sammlung von Gemälden der Malerfamilie Cranach im Besitz der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha um ein weiteres wichtiges Werk. Kanzler Brück war eine der zentralen Figuren der Geschichte Gothas und der Reformationszeit. Das Gemälde belegt zudem die engen Beziehungen der Malerfamilie Cranach zu der Kanzlerfamilie Brück. Es freut mich sehr, dass wir einen Beitrag zur Erwerbung dieses Werkes leisten konnten.“
Das lebensgroße Bildnis des Kanzlers Christian Brück trägt oben links die Datierung „1555“ und eine Schlangensignatur mit liegenden Flügeln. An Brücks Hand findet sich ein Siegelring mit einem springenden Pferd und den lateinischen Initialen „CPD“ (Christian Ponatus Doctoris). Um seinen Hals trägt er eine Kette mit dem Medaillon Herzog Johann Friedrichs II. (1529-1595). Der 1516 in Wittenberg geborene Brück, aus der bedeutenden sächsischen Kanzlerfamilie Brück stammend, studierte ebenda bei Philipp Melanchthon und promovierte anschließend in Jura. 1543 heiratete er Barbara Cranach (gest. 1601), eine Tochter Lucas Cranachs d. Ä. Sieben Jahre später wurde er Hofrat und 1555 Kanzler des ernestinischen Sachsen mit der Residenz Gotha. In dieser Zeit entstand auch das Porträt.
Kurfürst Johann Friedrich I. (1503-1554) hatte 1547 durch die Schlacht bei Mühlberg seine Kurwürde verloren. Christian Brück unterstützte die Versuche des Nachfolgers, Johann Friedrich II., die Kurwürde zurückzuerlangen. Johann Friedrich II. nahm dafür auch den unter Reichsacht stehenden Ritter Wilhelm von Grumbach (1503-1567) bei sich auf. Kaiser Maximilian II. verhängte über Johann Friedrich II. daraufhin die Reichsacht und ließ Gotha 1567 belagern. Nachdem der Herzog sich ergeben hatte, wurde er für 28 Jahre inhaftiert. Diese Staatsaffäre wird heute als „Grumbachsche Händel“ bezeichet. Da Christian Brück in die „Grumbachsche Händel“ verwickelt war, wurde er 1567 auf dem Gothaer Hauptmarkt durch Vierteilung hingerichtet.
Im 19./20. Jahrhundert befand sich das Porträt wohl im Eigentum des Kunsthistorikers Jacob-Baart de la Faille (1886-1959) und seiner Erben. Die Eigentumsgeschichte in der Zeit davor ist bislang unbekannt. Auch war, als das Porträt sich bereits im Besitz von de la Faille befand, nicht bekannt, wer auf dem Porträt abgebildet ist. 1978 wurde das Werk unter dem Titel „Bildnis eines sächsischen Adligen“ von einem Wiener Auktionshaus angeboten und an das Unternehmerpaar Schulz versteigert. 2015 ging es durch den Tod von Susanne Everth-Schuluz (1920-2015) in den Besitz der Stiftung Joachim & Susanne Schulz über. Die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha erwirbt das Werk nun von der Joachim & Susanne Schulz Stiftung.
Der Kunsthistoriker Gunnar Heydenreich identifizierte das Bild in Vorbereitung des großen Cranach-Jubiläums 2017 als Porträt des Kanzlers Christian Brück. Er folgte dabei einer älteren Zuschreibung von Werner Schade, langjähriger Direktor des Kupferstichkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin, der diese Zuschreibung bereits 1978 vornahm. Das Gemälde von Brück wurde als Dauerleihgabe an die Stiftung Schloss Friedenstein Gotha bereits seit 2018 im Herzoglichen Museum Gotha gezeigt. Dort soll es auch künftig ausgestellt werden.
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Ernst von Siemens Kunststiftung, Rudolf-August Oetker-Stiftung, Kunststiftung Gotha