Stiftung „Fürst-Pückler-Park Bad Muskau“ erwirbt 74 Aquarelle aus dem 19. Jahrhundert mit Muskauer Motiven
Das Konvolut mit Ansichten von Schloss, Standesherrschaft und Park Muskau, geschaffen im Wesentlichen in den Jahren 1855 bis 1859, zeigt den Pückler’schen Park im Zustand seiner Weiterentwicklung durch den Prinzen der Niederlande. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 100.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Mit dem Ankauf des Aquarellzyklus‘ von Carl Graeb erwirbt die Stiftung ‚Fürst-Pückler-Park‘ Bad Muskau‘ ein einzigartiges Zeugnis mit Informationen über die Gestaltung der historischen Gartenanlage im 19. Jahrhundert. Kein Park in Deutschland aus dieser Epoche ist in vergleichbarer Qualität und Dichte künstlerisch dokumentiert worden. Mithilfe der Aquarelle kann die Stiftung künftig viel über ihre eigene Geschichte und die Gestaltung des Parks lernen und so die gartenhistorische Forschung und Restaurierung des Parks voranbringen. Ich bin sehr erfreut, dass die Kulturstiftung der Länder an dieser für die Regionalgeschichte bedeutsamen Erwerbung einen Anteil hat.“
Die 74 Aquarelle sind auf Karton montiert und wurden teilweise von Graeb signiert. Die ungewöhnlich großformatigen Gemälde sind in zwei originalen Ledermappen mit den Titeln „Muskau I“ und „Muskau II“ erhalten. Der Berliner Maler und Aquarellist Carl Graeb hatte die Werke zwischen 1855 und 1859 im Auftrag von Friedrich von Oranien-Nassau (1797-1881), Prinz der Niederlande und Standesherr in Muskau, geschaffen. Carl Graeb war zur Zeit der Entstehung des Aquarellzyklus‘ der bevorzugte Architektur- und Vedutenmaler des preußischen Hofes.
1846 war die Standesherrschaft Muskau an Friedrich von Oranien-Nassau verkauft worden. Er führte die Arbeit seiner Vorgänger fort, lies den Garten pflegen und weiterentwickeln. Mit dem Zyklus zieht er zehn Jahre nach dem Erwerb der Standesherrschaft und des Parks Bilanz. Der Prinz der Niederlande beeinflusste maßgeblich die Wahl der Motive des Zyklus, dieser zeigt neben Schloss und Park auch die Innenräume des Schlosses und die nahegelegenen Hüttenwerke. Das Wirken von Friedrich von Oranien-Nassau hatte die Stiftung „Fürst-Pückler-Park“ Bad Muskau in einem Forschungsprojekt (bis 2018) erstmals ausführlich untersucht.
Nach dem Tod Friedrichs gingen die Aquarelle in den Besitz seiner Tochter Marie, spätere Fürstin zu Wied über. Die Existenz der Aquarelle war der Forschung bislang u.a. aus einem Brief Friedrichs von Oranien-Nassau an Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861) von 1855 bekannt, deren Verbleib war allerdings unbekannt. Bis 2018 galten die Aquarelle als verschollen.
Carl Graebs Serie ist die einzig bekannte, derartig umfassende künstlerische Dokumentation eines historischen Gartens in Deutschland. Die Werke sind geprägt von einer hohen künstlerischen Qualität sowohl in der naturgemäßen Darstellung des Gartens als auch in der Detailtreue und den Lichteffekten. Graeb bildete die Garten- und Schlossanlage von Muskau nahezu in ihrer Gesamtheit ab. Seine Aquarelle geben Aufschluss über die Beschaffenheit von Wegen, Pflanzungen und Bauwerken der Anlage in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts. Darüber hinaus gewähren sie erstmalig einen Einblick in die frühindustrielle Arbeitswelt der Lausitz. Mit dem Ankauf der Aquarelle kann die Stiftung wichtige Informationen für die Wiederherstellung und Pflege der Gartenanlage gewinnen.
Weitere Förderer dieser Erwerbung: Ostdeutsche Sparkassenstiftung/Stiftung der Sparkasse Oberlausitz-Niederschlesien, Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Freistaat Sachsen, Förderverein „Fürst Pückler Park Bad Muskau e.V.“, Freundeskreis Historica Bad Muskau e.V. sowie zahlreiche Kleinspender.