Die Sammlung umfasst rund 8.000 Objekte und ist eine der bedeutendsten archäologischen Privatsammlungen Süddeutschlands. Sie umfasst Objekte von den Steinzeiten bis in das Frühe Mittelalter. Seit rund 20 Jahren waren die Objekte nicht mehr öffentlich ausgestellt. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 300.000 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Diese über mehrere Jahrhunderte zusammengetragene Sammlung steht exemplarisch für die Sammlertätigkeit der deutschen Fürstenhäuser und die frühe Forschung zur Vorgeschichte. Wir freuen uns, dass die Sammlung in ihrer Gesamtheit in den Besitz des Landesmuseums Württemberg übergehen konnte, der dadurch um Funde aus Regionen erweitert werden konnte, die bislang kaum vertreten waren. Der Ankauf durch das Landesmuseum ermöglicht zudem die spätere Leihgabe an regionale Museen, die einen eindeutigen Bezug zu den Objekten und ihren Fundstellen haben.“
Das Landesmuseum Württemberg erwirbt die Sammlung von Karl Friedrich von Hohenzollern (*1952). Sie umfasst im Wesentlichen Bodenfunde aus allen Epochen der Steinzeit bis ins frühe Mittelalter (10.000 v. Chr. – 8. Jh. n. Chr.) aus den ehemals Hohenzollernschen Landen (1850 bis 1945 der preußische Regierungsbezirk Sigmaringen). Zudem finden sich darin steinzeitliche Spezialbestände aus einer Schweizer Uferrandsiedlung und der nordischen Jungsteinzeit (beide 5. – 3. Jt. v. Chr.) und Antiken, hauptsächlich aus Italien sowie dem Vorderen Orient (1. Jt. v. Chr. – 4. Jh. n. Chr.).
Wie zahlreiche andere Fürstenhäuser trug das Haus Hohenzollern ab dem 17. Jahrhundert eine Kunst- und Raritätensammlung zusammen. Aus ihr entwickelte sich die nun erworbene archäologische Sammlung. Karl Anton von Hohenzollern (1811-1885) hatte ein ausgeprägtes Interesse an heimischer Archäologie und war ab 1831 entscheidend für den Aufbau der Sammlung, erweiterte er sie doch kontinuierlich und gezielt. Ab 1846 baute der Leiter der Sammlung, Baron Karl von Mayenfisch (1803-1877) mit Fokus auf landeseigenen Funden von historischem, antiquarischem und künstlerischem Wert und durch eigene Ausgrabungen die Sammlung aus. Er erwarb zudem große Sammlungskomplexe wie die Antiken und vorderasiatischen Bronzen. Nach dem Tod Karl Antons und seines Sohnes Fürst Leopold (1835-1905) verlagerte sich der Sammlungsschwerpunkt der Hohenzollern, und nur noch wenige archäologische Erwerbungen wurden getätigt. Seit dem Beginn der 1930er Jahre wurde die Sammlung nicht mehr erweitert. In den Jahren zwischen 1930 und Ende der 1990er Jahre waren die Objekte öffentlich zugänglich. Bislang befand sich die Sammlung im Schloss Sigmaringen, das Landesmuseum Württemberg erwirbt sie nun vollständig mit allen Objekten.
Im Detail umfasst die Sammlung circa 2.500 Objekte aus der Steinzeit, darunter solche vom Felsdach Inzigkofen und vom Probstfels, neolithische Pfahlbaufunde aus unterschiedlichen Uferrandsiedlungen des Bodensees sowie Funde aus der Pfahlbaustation „Wetzikon-Robenhausen“ am Pfäffikersee. Aus vorrömischen Metallzeiten befinden sich circa 2.350 Objekte in der Sammlung, die Mehrzahl stammt aus unterschiedlichen hallstattzeitlichen Gräberfeldern. Darüber hinaus umfasst sie Teile des 1880 aufgedeckten Prunkgrabs von Inzigkofen-Vilsingen. Die rund 1.160 Objekte aus der Provinzialrömischen Zeit stammen von verschiedenen Fundstellen, zu ihnen zählt der bedeutende Schatzfund von Hettingen mit seinen Silberscheiben. Die Antiken sind größtenteils unteritalischen und vorderasiatischen Ursprungs, sie bestehen unter anderem aus rund 120 Keramiken, einigen Metallgefäßen und Helmen sowie 12 Terrakotten. Die Sammlung zum Frühmittelalter mit circa 1.900 Objekten stammt zumeist aus Gräberfeldern, zu ihr gehören Schwerter, Lanzenspitzen, Schmuck und Gürtelgarnituren.
Nach dem Ankauf der Sammlung soll diese und ihre Entstehung nun wissenschaftlich erforscht werden. Zukünftig sollen einzelne Teile der Sammlung mit regionalem Bezug auch örtlichen Museen zur Verfügung gestellt werden, andere Objekte werden in die Schausammlung des Landesmuseums Württemberg integriert. Die hervorragenden konservatorischen und restauratorischen Bedingungen im Landesmuseum Württemberg werden den Erhalt der Sammlung für zukünftige Generationen sicherstellen. Im Rahmen des digitalen Katalogs des Landesmuseum Württemberg soll die Sammlung schließlich in ihrer Gesamtheit online einsehbar sein.
Weitere Förderer: Museumsstiftung Baden-Württemberg