Restaurierungsförderung

Alle Register gezogen

Für die Evangelische Kirchengemeinde Schlenzer konnte durch den Freundeskreis der Kulturstiftung der Länder eine Orgel des Orgelbaumeisters Moschütz restauriert werden.

von Nora Landsberg

Rund 70 km südlich von Berlin im brandenburgischen Landkreis Teltow-Fläming liegt das Dorf Schlenzer mit rund 200 Einwohnern. Der Ort besitzt eine Dorfkirche aus dem 13. Jahrhundert, welche die größte erhaltene Orgel des Orgelbaumeisters Friedrich August Moschütz (geboren um 1805, gestorben nach 1869) von 1866 beherbergt. Während die Kirche 2015 umfassend renoviert wurde, musste die durch Wasserschäden und Holzwurmbefall stark beschädigte Orgel dabei aus Kostengründen ausgespart werden.

Wenige Jahre später gelang es der engagierten Pfarrgemeinde, durch Förderungen und Spendenaktionen die hohe Summe für die denkmalgerechte Sanierung der Orgel einzuwerben. Der Freundeskreis der Kulturstiftung der Länder beteiligte sich dabei mit 16.000 Euro. Auch die Eigenbeteiligung der Kirchengemeinde und der Dorfbewohnerinnen und -bewohner war groß. Für die Neuherstellung der Prospektpfeifen wurde ein Patenschaftsprogramm ins Leben gerufen – und innerhalb von zwei Monaten konnte für alle 43 Pfeifen ein Pate gefunden werden.

Friedrich August Moschütz war ein deutscher Orgelbauer in Herzberg in der Niederlausitz. Aus seinem Schaffen sind nur noch fünf Orgeln erhalten. Bei dem Instrument in Schlenzer handelt es sich dabei um die die größte und einzige zweimanualige Orgel mit elf Registern. Bis in die 1970er-Jahre wurde die Orgel genutzt. Doch die Beschädigungen durch Wasser und Holzwürmer zogen sie so stark in Mitleidenschaft, dass sie in den vergangenen Jahrzehnten unbespielbar war. Für die Restaurierung wurde die Orgel Ende 2020 auseinandergebaut, denn ein Großteil der Arbeiten erfolgte in einer Orgelwerkstatt, wo die verschiedenen Schäden behoben wurden. Die Prospektpfeifen mussten neu angefertigt werden, da ihr Material seit dem Ersten Weltkrieg nicht mehr dem Original entsprach − die ursprünglich aus Zinn gefertigten Pfeifen waren damals eingeschmolzen und gegen Zinkpfeifen ausgetauscht worden. Auch die Klaviaturen mussten erneuert werden, da sie durch den starken Holzwurmbefall instabil und brüchig geworden waren.

Der deutsche Orgelbau und die deutsche Orgelmusik sind 2017 offiziell in die Liste des internationalen immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen worden. Die UNESCO hat hierzu beeindruckende Zahlen veröffentlicht: 400 handwerkliche Orgelbaubetriebe mit etwa 2.800 Mitarbeitern, 180 Lehrlingen sowie 3.500 hauptamtlichen und zehntausenden ehrenamtlichen Organisten prägen das Handwerk und die Kunst des Orgelbaus und der Orgelmusik in Deutschland. Ungefähr 50.000 Orgeln sind derzeit hierzulande im Einsatz. Durch die Restaurierung der Orgel in Schlenzer konnte nun ein weiteres Beispiel dieses Kulturerbes bewahrt werden und die Orgellandschaft des Fläming bereichert werden.

Wie identifikationsstiftend die historische Orgel für die ländliche Region ist, zeigt sich auch an der Konzeption der zukünftigen Nutzung des Instruments. Neben dem gottesdienstlichen Gebrauch sind Konzerte und regelmäßige Orgelmatineen geplant. Zudem wird das nahegelegene kirchenmusikalische Ausbildungszentrum in Jüterbog mit über 70 Schülerinnen und Schülern die Orgel intensiv als Unterrichtsinstrument nutzen – zwei Organistinnen in Ausbildung wohnen in Schlenzer.

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