Die Akademie der Künste in Berlin erwirbt für ihr Archiv ein Konvolut von 13 Zeichnungen des Malers und Grafikers George Grosz (1893–1959), die er für das von Erwin Piscator 1928 inszenierte Theaterstück „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ schuf. Die Kulturstiftung der Länder fördert den Ankauf mit 99.333 Euro.
Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Ich freue mich, dass die Kulturstiftung der Länder den Erwerb dieser insbesondere aufgrund ihrer Rezeptionsgeschichte so bedeutsamen und aufschlussreichen Arbeiten fördern konnte. Als Zeugnisse des Kulturschaffens und der politischen Umstände der Weimarer Zeit sind sie nicht nur für Berlin, sondern gesamtstaatlich von großer kultureller Bedeutung.“
George Grosz, der zu den wichtigsten Vertretern der Neuen Sachlichkeit und prägenden Künstlerpersönlichkeiten der Weimarer Republik gehört, schuf für die Schwejk-Inszenierung ursprünglich ca. 300 großformatige Zeichnungen, die in das Bühnenbild eingebunden waren. Insbesondere bekannt sind bis heute davon 17 Zeichnungen, die für einen Trickfilm im Bühnenhintergrund verwendet wurden und 1928 als Offsetlithografien in Form eines Mappenwerks im Malik-Verlag veröffentlicht wurden. Dass drei der Blätter, der sogenannte „Jesus mit der Gasmaske“, „Seid untertan der Obrigkeit“ und „Die Ausschüttung des Heiligen Geistes“ von den Behörden wegen „öffentlicher Beschimpfung von Einrichtungen der christlichen Kirchen“ im Sinne des § 166 StGB beschlagnahmt wurden, führte zu einem der bedeutendsten und langwierigsten Kunst-Prozesse der Moderne. Der „Jesus mit der Gasmaske“ gelangte über den Nachlass des Malik-Verlegers Wieland Herzfelde in die Akademie der Künste. Die zweite inkriminierte Zeichnung „Seid untertan der Obrigkeit“ konnte nun als Teil des Konvoluts für die Akademie der Künste angekauft werden. Das dritte Blatt gilt als verschollen, jedoch ließ sich eine Vorstudie aus anderer Provenienz hinzuerwerben.
Die Akademie der Künste Berlin beherbergt in ihrem Archiv den Teilnachlass von George Grosz sowie den Nachlass des Regisseurs Erwin Piscator (1893–1966), der in der Weimarer Zeit das politische Theater maßgeblich mitentwickelte. Die Schwejk-Inszenierung gilt als künstlerischer Höhepunkt seines Schaffens in den 1920er Jahren, das in seiner ästhetischen Experimentierfreude wegweisend war. Der Ankauf des Konvoluts, das aus Grosz‘ Nachlass bzw. aus italienischem Privatbesitz stammt, ermöglicht es nun, diese bahnbrechende Inszenierung besser zu erforschen und das Wissen um ihren kultur- und rezeptionsgeschichtlichen Kontext zu erweitern. Die Zeichnungen werden ab Juli 2024 als Leihgabe der Akademie in der Ausstellung „Was sind das für Zeiten – Brecht, Grosz und Piscator“ im Kleinen Grosz Museum in Berlin gezeigt.
Weitere Förderer: Ernst von Siemens Kunststiftung