Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Tilla Durieux gehört zu den bedeutendsten deutschen Schauspielerinnen des 20. Jahrhunderts. Das Archiv der Akademie der Künste bewahrt seit Jahrzehnten einen wichtigen Teil des Nachlasses der nach Berlin zurückgekehrten und hier hochgeehrt verstorbenen Künstlerin auf. Ihre Exil-Zeit in Jugoslawien war bisher nur lückenhaft überliefert. Ich freue mich, dass diese Lücke mit dieser Erwerbung erfolgreich geschlossen werden kann.“
Verschiedene Exponate aus dem schon zuvor vorhandenen und dem nun neu erworbenen Nachlass sind zurzeit in der Ausstellung „Tilla Durieux. Eine Jahrhundertzeugin und ihre Rollen“ im Berliner Georg Kolbe Museum zu sehen. Der Teilnachlass aus dem früheren Jugoslawien wurde am gestrigen Abend in der Akademie der Künste präsentiert. Er umfasst Briefe, Manuskripte und Fotos aus der Zeit vor 1945. Sie wurden bei zwei Auktionen in Berlin und Wien angekauft.
Die wichtigsten Objekte waren dabei die Manuskripte der Memoiren von Tilla Durieux (aus Berlin und Wien) und die Briefe der Dichterin Else Lasker-Schüler an Durieux, die auch ein Gedicht über die bewunderte Schauspielerin enthalten. Zu Durieuxs Briefpartnern zählten unter anderem Ernst Barlach, Alfred Döblin, Gerhart Hauptmann und Heinrich Mann.
Tilla Durieux wurde in Wien geboren und prägte seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts das Theater- und Kulturleben in Deutschland. Sie spielte bei Erwin Piscator und war in der Münchner Räterepublik sowie im Zagreber Widerstand gegen den Nationalsozialismus aktiv. Die Schauspielerin war stark mit der Avantgarde ihrer Zeit verbunden. Sie wurde unter anderem von Ernst Barlach, Lovis Corinth, Max Beckmann und Auguste Renoir porträtiert. Von 1910 bis 1926 war sie mit dem Verleger und Galeristen Paul Cassirer verheiratet. 1933 floh sie vor dem Nationalsozialismus mit ihrem Ehemann, dem jüdischen Industriellen Ludwig Katzenellenbogen, nach Kroatien, war Hoteldirektorin, Puppenspielerin und Widerstandskämpferin. Nach ersten Gastspielen ab 1952 kehrte sie 1955 nach Deutschland zurück. Hier feierte sie erneut große Erfolge als Schauspielerin.
Die Zeit von Tilla Durieux im ehemaligen Jugoslawien war bisher unzureichend dokumentiert. Durch den Ankauf des Teilnachlasses konnten vor allem Lücken aus der Zeit vor 1945 geschlossen werden.