Feinde ringsum

Bei Kriegsausbruch 1914 prägte Kaiser Wilhelm II. das Motto „Feinde ringsum“: Sein aus dem Alten Testament entlehntes geflügeltes Wort sollte auch zahlreiche Künstler zu Werken inspirieren, die wie Lovis Corinth oder Oskar Zwintscher die Auseinandersetzung mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges in die Kunst trugen. Franz von Stuck (1863–1928), der nicht am Weltkrieg teilnahm, schuf unter dem Titel „Feinde ringsum“ eine Reihe von Skulpturen und Zeichnungen – drei Ver­sionen der Plastiken in Bronze und Gips befinden sich in der Villa Stuck, ebenso die groß­formatige Zeichnung „Feinde ringsum“. Das nun für die Sammlung ge­wonnene Gemälde, in dem Stuck mit dem wehrhaften Helden das Thema im Stil der antiken Mythologie variiert, konnte auf einer Auktion in London ersteigert werden: „Herkules und die Hydra“ von 1915, die kongeniale Ergänzung der Mün­chner Werkgruppe und eine der faszinierenden Darstellungen mit Anleihen an die grie­chische Antike von Stuck, wurde von der Landeshauptstadt München mit Unter­stützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern, des Vereins zur För­derung der Stiftung Villa Stuck sowie von Claudia Wanner für die Villa Stuck erworben.

In den historischen Räumen der Villa Stuck, dem ehemaligen Wohn- und Atelierhaus des Künstlers, können die Besucher nun eine Neupräsentation von Werken aus dem Nachlass und aus der museumseigenen Sammlung bewundern: Gemälde wie „Franz und Mary Stuck im Atelier“ (1902), „Florentinerin“ (1901), „Helena“ (um 1925) oder „Lydia Feez“ (1900), aber auch eine Reihe von Skulptu­ren des Künstlers zeigen alle Facetten im Werk Stucks, dessen 150. Geburtstag dieses Jahr gefeiert wird.

In entfernter Verwandtschaft zu seinem frühen Werk „Der Wächter des Paradieses“ von 1889 gestaltet Stuck in „Herkules und die Hydra“ sein mythologisches Motiv, indem er antike Bildformen modern interpretiert. Den vergoldeten Rahmen ent­warf der Künstler mit Dekorationselementen, die sich bei anderen antiki­sie­renden Bildern wie seinem Gemälde „Quellnymphe von Faunen belauscht“ wieder­finden. Stucks wertvolles Hauptwerk markiert als konsequente Weiter­entwicklung einer jüngeren Skizze auch den Übergang zum Spätwerk: In München lässt sich anhand von Stucks Vorzeichnungen und in der späteren Vereinzelung des Kämpfers in der Plastik auf einmalige Weise die Genese dieser Werkgruppe nachvollziehen.