Prometheus zurück in Oldenburg

Grußwort von Prof. Dr. Markus Hilgert anlässlich der Erwerbung:

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Dazu Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder: „Mit dieser Erwerbung kehrt nicht nur ein kunsthistorisch bedeutendes Werk zurück in seine einstige Sammlung. ,Der gefesselte Prometheus‘ weist vielmehr zahlreiche Bezüge zu historischen Themen auf, die sich an ihm beispielhaft veranschaulichen lassen, wie etwa die oldenburgische Sammlungsgeschichte, die Fürstenabfindung oder das Schicksal NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter. Ich freue mich, dass das Landesmuseum Oldenburg neben der Vermittlung dieser Zusammenhänge auch die Provenienz vor dem 19. Jahrhundert rekonstruieren will. Daher haben wir gern mitgefördert.“

Das Prometheus-Gemälde aus der Rubens-Werkstatt hatte sich seit 1804 in der Großherzoglichen Sammlung in Oldenburg befunden. 1919 brachte der ein Jahr zuvor abgedankte Großherzog Friedrich August von Oldenburg (1852–1931) den Gefesselten Prometheus und zahlreiche weitere Gemälde in die Niederlande. Dort wurde das Werk auf dem Kunstmarkt verkauft und gelangte in den Besitz des Industriellen Ernst Proehl. Nach der Besetzung der Niederlande durch die deutsche Wehrmacht war der nach den sogenannten Nürnberger Gesetzen als jüdisch geltende Proehl gezwungen, das Gemälde zu veräußern. Der gefesselte Prometheus wurde 2009 an die rechtmäßigen Erben von Ernst Proehl restituiert. Von November 2019 bis Februar 2020 war das Werk als Leihgabe der Erben in der Ausstellung „Götter & Helden. Mythologische Malerei im Barock und heute“ des Landesmuseums ausgestellt. Die begeisterte Aufnahme durch das Publikum verstärkte den Wunsch der Museumsleitung, Rubens‘ Gemälde dauerhaft zurück nach Oldenburg zu bringen. Nach Gesprächen mit den Eigentümern, die ausdrücklich die Rückkehr des Werkes an seinen einstigen Aufbewahrungsort unterstützten, erwirbt das Museum nun eines der wichtigsten der 1919 veräußerten Bilder.

Das Gemälde zeigt den unter anderem von Hesiod und Aischylos überlieferten Mythos des an den Kaukasus geketteten Prometheus, der von den Göttern dort für seinen Feuerraub bestraft wird. Unerlaubt hatte Prometheus den Menschen das Feuer gegeben und wurde daraufhin an einen Berg gekettet und von einem Adler heimgesucht, der ihm täglich ein Stück seiner nachwachsenden Leber herauspickte, bis Herakles schließlich Prometheus befreite. Erst mit den Arbeiten von Rubens erhielt das Motiv des bestraften Prometheus Einzug in die Kunstgeschichte. Das Gemälde entstand nach einem Entwurf von Rubens und wurde von ihm selbst vollendet. Üblicherweise wurden in der Rubens-Werkstatt mehrere Versionen eines Gemäldes angefertigt, um der hohen Nachfrage gerecht zu werden. Von Der gefesselte Prometheus ist neben dem Oldenburger Werk nur ein weiteres Exemplar weltweit erhalten – es befindet sich heute im Philadelphia Museum of Art.

1802 hatte Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751–1829), ab 1808 Hofmaler in Oldenburg, das Gemälde von der schottischen Adelsfamilie Bute erworben. Wie das Werk in deren Besitz gelangt war, ist bislang noch ungeklärt. 1804 verkaufte Tischbein den Prometheus und 85 weitere Gemälde an den Oldenburger Herzog Peter Friedrich Ludwig (1755–1829), der damit den Grundstock für die spätere Großherzogliche Gemäldegalerie Oldenburg anlegte. Die Gemäldegalerie wurde vom Landesmuseum aufwendig konstruiert – Der gefesselte Prometheus kehrt mit dem Ankauf zurück in die Galerie, seinen ursprünglichen Standort. Zunächst wird das Gemälde restauriert, um dann in der Dauerausstellung im Kontext der flämischen Barockmalerei ausgestellt zu werden. Darüber hinaus steht das Gemälde der Forschung zur Verfügung und soll den Besucherinnen und Besuchern künftig die Sammlungsgeschichte des Landesmuseums näherbringen.

Weitere Förderer dieser Erwerbung: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Ernst von Siemens Kunststiftung