40 Modellprojekte zum Originalerhalt starten bundesweit

Zwei Beispiele aus den diesjährigen Modellprojekten:

Die Konservierung von Autorenbibliotheken mit Provenienzmerkmalen, im engeren Sinne der Autorenbibliothek Siegfried Kracauers, im Deutschen Literaturarchiv Marbach

3.700 Bände der Bibliothek Kracauer umfasst das KEK-Modellprojekt des Deutschen Literaturarchivs Marbach (DLA). Seit 1972 befinden sich die Privatbibliothek und Publikationen des Frankfurter Kulturphilosophen, Soziologen und Publizisten Siegfried Kracauer (1889−1966) im DLA. Diese werden derzeit in Teilen digitalisiert und katalogisiert. Besonders die Katalogisierung begünstigt eine überregional verstärkte und breitere Nutzung der Autorenbibliothek. Um dies zu ermöglichen, soll nun zunächst der fragile Zustand der Originale konservatorisch verbessert werden. Dafür werden diese zunächst einer Trockenreinigung unterzogen und in Schutzumschlägen konserviert. Zudem sollen in einem Lehrforschungsprojekt Modelle für Konservierungseinbände entwickelt werden, die für beschädigte Bibliotheksbestände mit Merkmalen über ihre Herkunft (wie Exlibris, Widmungen oder Stempel) geeignet sind. Zahlreiche Bücher der Bibliothek enthalten mit handschriftlichen Anmerkungen beschriebene Blätter Kracauers, die seine wissenschaftlichen und persönlichen Interessen erkennen lassen. Kracauer gilt als eine der „zentralen intellektuellen Figuren“ der Weimarer Republik und einer der Begründer der Filmsoziologie.

Restaurierung von Pergament- und Papierfragmenten (ehemals Einbandmakulatur) in der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek − Niedersächsische Landesbibliothek

Mit der restauratorischen Sicherung von 143 beschädigten und unikalen Pergament- und Papierfragmenten möchte die Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek − Niedersächsische Landesbibliothek deren Auswertung durch die Forschung ermöglichen. Gesammelt wurden die in drei Konvoluten vorliegenden Fragmente in den vergangenen dreihundert Jahren durch Vorgängerinstitutionen der Bibliothek. Zwei der Konvolute umfassen Pergament- und Papierhandschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, die einst als Einbandmaterial verwendet wurden, sowie Fragmente aus liturgischen und theologischen Quellen. Das dritte Konvolut besteht aus Probeabzügen und Vorarbeiten zu einem Musterbuch Leo Bergmanns − „Neue Musterblätter für Decorations-Maler, Tapetenfabricanten, Stuccatur-Arbeiter, Gürtler und alle damit verwandten Künstler und Handwerker“. Das Buch des Architekten und Künstlers Bergmann sollte 1833 in Hannover erscheinen, allerdings ist heute kein Exemplar des Buches überliefert. Durch das von der KEK geförderte Modellprojekt können die wichtigen Primärquellen aus der Zeit des 9. bis 19. Jahrhunderts nun dauerhaft erhalten werden.

Alle weiteren Projekte finden sich auf der Modellprojektförderliste der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK). Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und die Kulturstiftung der Länder fördern seit 2010 jährlich Modellprojekte, die schriftliches Kulturgut von historischer Bedeutung in Bibliotheken und Archiven nachhaltig vor dem Zerfall bewahren.

Die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK)
wurde im August 2011 gegründet und wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Kulturstiftung der Länder gefördert. Seitdem werden über die KEK bundesweit Projekte im Bereich Originalerhalt unterstützt. Zudem fördert die KEK aktiv die spartenübergreifende Zusammenarbeit von Archiven und Bibliotheken sowie den Aufbau von Infrastrukturen im Bereich Überlieferungssicherung. Insgesamt wurden bisher über die KEK-Modellprojektförderung mehr als 350 Projekte umgesetzt und hierfür von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Kulturstiftung der Länder rund 4,3 Millionen Euro bereitgestellt.