Carl Blechen kehrt zurück nach Cottbus

„Wenn die Stadt Cottbus eine der umfangreichsten Sammlungen eines der bedeutendsten Maler seiner Zeit besitzt, diese Skizze einst Bestandteil dieser Sammlung war und Blechen in Cottbus geboren wurde, dann gehört dieses Werk unbedingt hierher. Ich freue mich, dass die Kulturstiftung der Länder mitfördern durfte“, so Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.

Bereits 1913 hatte die Stadt Cottbus begonnen, eine Sammlung von Werken des gebürtigen Cottbusers, Carl Blechen, zusammenzutragen. Aus dem Apennin wurde 1915 für diese Sammlung erworben. Knapp 30 Jahre später (1943) wurde das Bild zum Schutz in das Gutshaus in Klein-Döbbern eingelagert, seit 1945 führte die Stadt Cottbus es als Kriegsverlust. Überraschend tauchte das Bild rund 50 Jahre später wieder auf und befand sich seither in Privatbesitz. Nun kehrt es zurück in die Cottbuser Blechen-Sammlung. Im Rahmen der Ausstellung „Branitz 1945“ wird das Werk ab dem 08. Mai 2020 erstmals wieder öffentlich ausgestellt und die Geschichte des Bildes thematisiert, die exemplarisch für die tiefgreifenden Auswirkungen des Krieges auf die Stadt Cottbus steht.  Es ist das erste Mal seit 1990, dass ein als Kriegsverlust geltendes Werk in die Cottbuser Blechen-Sammlung zurückkehrt. In der Cottbuser Blechen-Sammlung wird das Bild nun der Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht und kann im Kontext der anderen Werke Blechens wissenschaftlich erforscht werden.

Die Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz bewahrt und präsentiert im Auftrag der Stadt Cottbus die Cottbuser Sammlung „Carl Blechen“ im Schlossensemble Branitz. Dort werden in der ständigen Ausstellung die Werke Blechens und seiner Künstlerkollegen sowie Schüler gezeigt. Die mehr als 80 Werke von Carl Blechen umfassende Sammlung in Cottbus ist eine der umfangreichsten Blechen-Sammlungen weltweit. Sie schließt nahezu alle Schaffensphasen des Künstlers ein. Das Bild Aus dem Apennin entstand während seiner rund einjährigen Reise durch Italien (1828-29). Es zeigt tiefhängende Gewitterwolken, die über einer Berglandschaft mit See heraufziehen. Der dunkle Himmel wird nur durch einen schmalen Lichtstreifen von den teilweise bereits im Schatten verschwindenden Felsen getrennt. In seinem Werk hielt Blechen spontan fest, was er sah. Die Skizze diente ursprünglich ausschließlich seinen Malstudien und war nicht als Gemälde für den Verkauf bestimmt.

In Italien beschäftigte sich Blechen vorranging mit Freilichtstudien, die ihm für spätere Werke als Vorlage dienten. Diese Praxis der skizzenhaften Vorzeichnungen wurde bereits seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert in Frankreich und England angewandt. Doch erst mit Blechen gelangte sie nach Deutschland und wurde dort von zahlreichen Malern in der Landschaftsmalerei adaptiert. Blechens Italienreise gilt als seine produktivste Lebensphase, in der zudem seine künstlerisch wertvollsten Werke entstanden sind. Seine Freilichtstudien erlauben einen detaillierten Einblick in den künstlerischen Schaffensprozess. Trotz ihrer Funktion als Skizze besitzen sie einen bildhaften Charakter und eine besondere, malerische Umsetzung, wodurch sie eigenständige Werke anzusehen sind.

Carl Blechen wurde 1798 in Cottbus geboren und verstarb bereits 42 Jahre später nach einer langen Erkrankung in Berlin. Schwerpunkt seiner kurzen Schaffenszeit war seine Landschaftsmalerei, mit der er zu einem der bedeutendsten Künstler der Romantik zählt. Seine Kunst war stark geprägt von einer realistischen Wahrnehmung, womit Blechen sich von der schwelgenden Malerei der Romantik absetzte. Dies zeigt sich nicht nur in seinen Gemälden, sondern auch in seinen kleinformatigen Zeichnungen, Aquarellen, Sepiazeichnungen und Ölskizzen.

Weitere Förderer dieser Erwerbung: Sparkasse Spree-Neiße, Historischer Heimatverein Cottbus e.V., Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg